Ein neuer Film des Independent-Filmstudios A24, welches sich die Produktion außergewöhnlicher Filme auf die Fahne schreibt und in letzter Zeit Überraschungshits wie „Everything Everywhere All at Once“ , „Midsommar“ und beispielsweise „Uncut Gems“ hervorbrachte, ist auf der großen Leinwand gestartet. Ihr Kinofilm „Bodies Bodies Bodies“ ist wieder etwas ganz Eigenes...
© 2022 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH
Nach einem Drehbuch von Sarah DeLappe inszenierte die niederländische Regisseurin Halina Reijn einen Film, der sich um eine Gruppe reicher Mittzwanziger dreht, die in einem abgelegenen Familienanwesen während eines Hurrikans eine wilde Party feiert. Als sie ein Partyspiel beginnen, wird aus Spaß plötzlich blutiger Ernst und der erste Partygast wird tot aufgefunden.
Darum geht es:
Mit ihrer wohlhabenden Freundin Sophie fährt Bee zu einer „Hurrikan-Party“, die im Herrenhaus der Familie von Sophies Jugendfreund David steigen soll. Neben Gastgeber David sind weitere Gäste seine Freundin Emma, die Podcasterin Alice, die wiederum ihren deutlich älteren Freund Greg mitgebracht hat und zu guter Letzt wäre da noch Jordan. Eigentlich sollte auch noch Max dabei sein, doch nach einem Streit ging er bereits vorzeitig. Doch das war vor dem Eintreffen von Bee und Sophie, die danach die Korken knallen lassen. Es wird getrunken, Drogen werden konsumiert und wild getanzt – dann hat Sophie die Idee "Bodies Bodies Bodies" zu spielen. Doch das Partyspiel geht gründlich schief und als ein erster Partygast tot aufgefunden wird, ist die Lage todernst. Doch wer ist für den Mord verantwortlich?
Ist es der Gastgeber David, der schwer durchschaubar scheint oder etwa Greg, der mit seinen vierzig Jahren am falschen Ort wirkt und was ist mit der nach Aufmerksamkeit geifernden Emma – Verdächtige gibt es viele …
Die Rezension:
Wer in „Bodies Bodies Bodies“ den besten Slasher-Horrorfilm der letzten Jahre sucht, der als bester Titel des Subgenres gehypt wurde, sollte direkt wissen: Der englischsprachige Debütfilm von Regisseurin Halina Reijn griff zwar eine klasssiche Prämisse auf, rechnet aber in erster Linie radikal mit mokanter Satire mit der Generation Z ab, also mit allen, die zwischen 1995 und 2010 zur Welt gekommen sind.
© 2022 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH
„Früher, da mussten wir noch“ - wer kennt nicht das Klischee, dass man früher viel mehr tun und einstecken musste und die jungen Leute heute, tja die würden nur noch jammern und diskutieren. Halina Reijn griff dieses Stereotyp auf und alle Figuren - bis auf Bee - sind noch dazu verwöhnte Rich Kids, die mit Anglizismen reden und getriggert werden. Während sie sich Twitter-Buzzwords an den Kopf werfen, wird schnell ersichtlich, dass sie im realen Leben hilflos verzweifeln.
Doch wer jetzt denkt, dass „Bodies Bodies Bodies“ lediglich ein gewöhnlicher Teenager-Horrorfilm ist, irrt. Ansatt eines Horrorfilms erzählt „Bodies Bodies Bodies“ vielmehr eine Whodunit-Handlung, die die Frage nach dem Täter unterhaltsam stellt und letztlich überraschend scharfsinnig beantwortet. Denn auch wenn man eine altbewährte Prämisse aufgriff, versucht der Film von Halina Reijn erst gar nicht, der erschreckende Horrorfilm oder Slasher zu sein und geht in eine ganz andere Richtung. So kommt in „Bodies Bodies Bodies“ ein origineller Film heraus, der clever geschrieben und raffiniert inszeniert ist.
© 2022 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH
Gerade die Spitzen gegen die Generation Z sind das unterhaltsame Herzstück des Films, der aber zu keinem Zeitpunkt beginnt, mit erhobenem Zeigefinger den jungen Menschen zu erklären versucht, wie gefährlich das Handy ist. In erster Linie ist es ein spaßiges aufs Korn nehmen, jedoch könnte die finale Wendung durchaus zum Nachdenken anregen, welchen TikTok-Trend man für Klicks wirklich auprobieren sollte ...
Dennoch verliert sich der Film nicht im gesellschaftkritischen Kommentar und kann die Spannung über die gesamte Lauflänge aufrecht erhalten. „Bodies Bodies Bodies“ eröffnet mit einem langen, sehr intensiven Kuss zweier Frauen, einem klaren Bekenntnis, welches als so normal in den Film eingeflochten wird, dass es im späteren Verlauf keine weiteren Anspielungen und Erläuterungen benötigt. Dadurch gelingt es bemerkenswert gut, Sexualität außerhalb gesellschaftlicher Normen zu normalisieren.
© 2022 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH
Es ist dem Film eine Figurenzeichnung gelungen, die trotz der zwangsläufigen Oberflächlichkeit ein Profil erarbeitet hat und spannende Expositionen aufbauen konnte. Auch gibt es nicht die klassichen guten und bösen Figuren, alle auftretenden Personen in „Bodies Bodies Bodies“ sind in sich ambivalent, besonders gut herausgearbeitet wird dies bei Sophie. Nachdem sie ihre nicht so wohlhabende Freundin erst mit Liebeserklärungen überhäuft, lässt sie Bee an einem Punkt einfach wieder fallen. Wie ein verwöhntes reiches Kind, dass keine Lust mehr auf ein Spielzeug hat. So bietet der Film immer wieder richtig böse satirische Spitzen. Effektiv umgesetzt durch eine spielfreudige Besetzung, die das Publikum trotz der blutigen Verkettungen bei Laune halten kann.
Da man die Figuren nicht leicht als Gut oder Böse einteilen kann, ist es auch kaum vorhersehbar, wen wohl als nächstes das Zeitliche segenen wird. Dadurch ist der Zuschauende nicht auf eine Person fixiert, der man die Draumen drückt und der Film bleibt für alle Richtungen offen.
Sehr gut eingefangen wird der aufregende Grusel von Jasper Wolf, dem es sehr gut gelang, Stimmungen einzufangen. Alleine durch Blickwechsel und unscheinbare Gesten versärken seine Bilder die Atmosphähre, die er mit einer immer in Bewegung bleibenden Kameraführung intensiver, packender werden lässt. Ebenso wie man eine durchaus spaßige Refferzenz zu stupiden Horror-Filmen herausheben kann - Stichwort endlose Treppen ...
© 2022 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH
Fazit:
Der neue Kinofilm von A24 ist mal wieder weit mehr, als die nicht gerade vor Orignalität stotzende Prämisse erahnen lässt und erzählt recht clever eine dunkelschwarzhumorige Abrechnung mit der Generation Z. Dabei sind die Figuren nicht so stumpf, wie man es in Slasher-Filmen bereits zu genüge gesehen hat und die scharfsinnige Handlung hält einige Wendungen parat, die letzte ist genial!
7 von 10 Punkten
„Bodies Bodies Bodies“ ist seit dem 27. Oktober 2022 in den Kinos.
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