Ein geplatztes Kleid, ein tierischer Stargast und ein nackter John Cena sorgten für Schlagzeilen, doch hinter den funkelnden Fassaden der Hollywood-Lichter verbarg sich eine Oscarverleihung, die mit einer erfrischenden Leichtigkeit und Effizienz glänzte. Unter der Moderation von Jimmy Kimmel in Los Angeles entfaltete sich eine Gala, die sich um Heiterkeit bemühte und dennoch Raum für überraschende Momente bot – es wird zeit für ein Resümee.
Die Oscars waren schon immer mehr als nur eine einfache Preisverleihung; sie sind ein Spiegelbild der Gesellschaft, in der sie stattfinden. Dieses Jahr war keine Ausnahme. Von Christopher Nolans triumphalem Erfolg mit „Oppenheimer“ bis hin zu Emma Stones Sieg für ihre Rolle in „Poor Things“ - die Gewinnerliste war gespickt mit spannenden Preisträgern. Das ein dramatisch aktueller Film über den „Vater der Atombombe“, eine feministische Frankenstein-Interpretation in „Poor Things“ und ein akkustisch bedrückendes Auschwitz-Drama gewinnen, ist da durchaus ein Statement.
Die Oscar-Verleihungen der vergangenen Jahre waren von einer Reihe von Kontroversen geprägt, die die Glaubwürdigkeit der Academy in Frage stellten. Die #OscarsSoWhite-Bewegung, die mangelnde Vielfalt und Inklusion kritisierte, war nur eine davon. Doch die Academy hat reagiert und Maßnahmen ergriffen, um diese Probleme anzugehen. Trotzdem bleiben die Debatten über Gleichberechtigung und Inklusion in der Filmindustrie bestehen. Die diesjährige Verleihung war perfekt choreografiert und bot eine ausgewogene Mischung aus leichtzugänglicher Unterhaltung und gesellschaftsrelevanter und politischer Bedeutung.
Die diesjährige Verleihung war durchdacht und straff organisiert, was zu einer erfrischenden und kurzweiligen Veranstaltung führte. Einige Kategorien wurden gekürzt, um die Show auf etwas über drei Stunden zu verkürzen, während für die Schauspielpreise angemessene Zeit eingeplant wurde. Das jeweils fünf ehemalige Preisträger allen in den Schauspiel-Kategorien nominierten Stars eine kleine Rede gaben, sorgte in jedem Fall für den nötigen Respekt, da ja schließlich bereits die Nominierung ein großer Gewinn ist.
Allerdings gab es auch einige Pannen, wie etwa Al Pacinos etwas ungeschickt kommunizierter Auftritt bei der Präsentation des Preises für den besten Film. Seine Entscheidung, nur den Gewinner zu verkünden und die Nominierten zu überspringen, sorgte für Verwirrung und Kritik. Dabei war die Entscheidung der Academy grundlegend nicht verkehrt, die Umsetzung aber doch eher schelcht als recht.
Von politischen Statements der Preisträger bis hin zu glamourösen Auftritten von Hollywood-Stars war alles dabei. Doch während die Welt draußen von politischen Unruhen erschüttert wird, scheint die Welt der Oscars eine eigene Realität zu sein, in der Glamour und Unterhaltung den Ton angeben. Trotz aller Kontroversen und politischen Spannungen war die 96. Oscarverleihung eine Nacht, die in Erinnerung bleiben wird. Sie war eine Feier des Films, der Kunst und der Vielfalt - ein Fest, das die Kraft hat, zu inspirieren, und während die Scheinwerfer auf die Bühne gerichtet waren, fand auch ein Stück weit Wandel statt, der weit über die Grenzen des Dolby Theatre hinausreichen könnte.
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