Am 30. Dezember 2020 wurden die letzten Folgen der Serie „Vikings“ auf Amazon Prime Video bereitgestellt und beschlossen damit das weltweite Serien-Phänomen. Doch auch wenn die Serie endgültig beendet ist, gibt es nun wieder neue Geschichten der berühmten Wikinger, denn am 25. Februar 2022 startete auf Netflix die erste Staffel der Nachfolge-Serie.
„Vikings: Valhalla“ spielt vor über eintausend Jahren im frühen 11. Jahrhundert und zeigt die heldenhaften Abenteuer einiger der berühmtesten Wikinger aller Zeiten, darunter der legendäre Entdecker Leif Eriksson (Sam Corlett), seine feurige und eigenwillige Schwester Freydis Eriksdotter (Frida Gustavsson) und der ehrgeizige nordische Fürst Harald Sigurdsson (Leo Suter). Als die Spannungen zwischen Wikingern und englischen Adligen einen blutigen Höhepunkt erreichen und die Wikinger auch untereinander angesichts ihres widersprüchlichen christlichen und heidnischen Glaubens aneinandergeraten, begeben sich diese drei Wikinger auf eine abenteuerliche Reise, die sich über Ozeane und Schlachtfelder erstreckt. Ihr Kampf ums Überleben und ihr Streben nach Ruhm führt sie von Kattegat nach England und weit darüber hinaus.
Wer eine historisch korrekte Serie in „Vikings: Valhalla“ sucht, wird wohl vor den Kopf gestoßen werden. Angefangen vom Titel selbst, da es aus heutiger Sicht recht unwahrscheinlich ist, dass es die Wikinger als Volk gegeben habe. Der Name der Wikinger entstammt wohl dem altnordischen "vikingr", was Rauben, Plündern und auf Beutezug sein bedeutet. Weiter über die Kostüme zur Darstellung der dargestellten Figuren ist die Serie historisch völlig unkorrekt. Das kann man zwar kritisieren, jedoch legt die Serie wie schon die Mutterserie den Fokus auf die Dramaturgie und eine spannende wie actiongeladene Handlung.
Jeb Stuart ist Showrunner der Serie, der auch die Drehbücher für die ersten beiden Episoden schrieb. Vierundzwanzig Folgen bestellte man für die „Vikings“-Nachfolgeserie, jedoch aufgeteilt in drei Staffeln und so hat die nun erschienene erste Staffel acht Episoden und das war so dermaßen knapp bemessen, dass man sich in den ersten Folgen wie in einem Zeitraffer fühlte. Damit letztlich eine actiongeladene Geschichte resultiert, straffte man all dies, was noch neben den Schlachten und Kämpfen lag radikal.
Die Geschichte spielt in einer Zeit, in der sich sowohl die Angelsachsen wie auch die Nordmänner fragten, welcher Gott, welche Götter die oder der wahre ist und sind. Die alten Götter oder der christliche?
Eine Frage, die sicher spannend wäre, jedoch wird sie eher am Rande behandelt. Besonders schade ist es, wenn man sich mit dem Entdecker Leif Eriksson jemanden nimmt, der in dieser Zeit von den alten Göttern weg zum Christentum kommt und seinen Weg dorthin lediglich in plakativen Dialogen andeutet. Die Entwicklung bleibt aber reine Behauptung, sie wird uns in der ersten Staffel schlichtweg angedeutet.
Die sich aufgebauten Differenzen und Spannungen zwischen Christen und Heiden werden ebenso in nur wenigen Dialogen abgehandelt, schließlich muss man zum nächsten Kampf fortschreiten.
Und die Kämpfe der Serie sind durchweg gut choreographiert und die Schlachten bieten durchaus imposante Schauwerte. Zwar recht romantisiert dargestellt, sind die Kostüme der Charakter ebenfalls sehr schön gestaltet. Viele verschiedene und neue Gebiete werden erkundet und gerade Kattegat wird sehr schön gestaltet.
In „Vikings: Valhalla“ wird es durchaus blutig...
Bildnachweis: BERNARD WALSH/NETFLIX
Während die Mutterserie aber mit vielschichtigen, tiefgehenden und ambivalenten Figuren bestach, sind die drei hier im Fokus stehenden Figuren eher ein modernes Stereotyp der heutigen Vorstellung von Wikingern. Da sie während der ersten Staffel nur so durch die Handlung gepeitscht werden, fehlt der Raum um die Figuren zu vertiefen und so bleiben sie bis zum Ende sehr oberflächlich.
Die zentrale Hauptfigur ist Leif Eriksson, Sohn von Erik dem Roten. Sich vom Image seines barbarischen Vaters lösend will er selbst ein Name werden, der den seines Vaters überstrahle. Von Grönland aus kam er mit einigen Gefährten nach Kattegat. Mit dabei ist so Freydis Eriksdottir wurde einst vor vielen Jahren von einem christlichen Wikinger vergewaltigt. Das christliche Kreuz hat er damals in ihren Rücken geschlitzt, heute ist es Narbe und der Rachewunsch treibt sie an. In Kattegat finden sie den damaligen Verbrecher. Die dritte Hauptfigur ist die des Harald Sigurdsson, der einst König von Norwegen werden sollte.
Freydis und Leif:
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Doch leider wird den drei Hauptfiguren kaum zeitliche Möglichkeit zur Entfaltung gegeben und gerade in den letzten Folgen lässt man ihnen keinen Raum für Emotionen. Wenn sich die drei dann in unterschiedlichen Parteien wiederfinden, stellen sie dies einfach leidenschaftslos fest. Denn in den nur acht Folgen erzählt die Serie gleich zwei epische Schlachten, dabei bleibt dann eben nicht mehr viel Zeit übrig.
Neben den generischen Hauptcharakteren stechen aber die Figuren heraus, die sich eigentlich im Hintergrund bewegen. So nämlich die Königin Emma. Laura Berlin schlüpfte in die Rolle der Emma von der Normandie, die ihrer Rolle von ihrem ersten Auftritt an etwas Mysteriöses und Undurchsichtiges gibt. Ebenso gibt sie ihr ein starkes, bestimmtes Auftreten mit der sie jede Szene voll einnimmt und dominiert. Gerade ihr wird auch mit ihren beiden Kindern eine emotionale Fallhöhe gegeben und sie bildet in der Männer dominierenden Welt einen starken Anker, eine starke weibliche Figur, die zum Ende hin erst ihre lange verborgene Macht entfaltet.
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Die Serie führt in ihrer ersten Staffel aber auch so viele Figuren ein, dass ihnen kaum wirkliche Charakterbögen gegeben werden können. Genauso werden auch viele der Intrigen und Fehden in der Geschichte sehr knapp beleuchtet und so bleibt Unvorhersehbares Mangelware.
Während die Mutterserie eine Balance aus der mysteriösen Wikinger-Kultur, der Eroberungsgeschichten und Charakterstudien hatte, bleibt hier nur noch das Kämpferische übrig. Und so muss man letztlich sagen: Man hätte der ersten Staffel viel mehr Zeit zur Entfaltung geben müssen!
Fazit:
Historisch zwar völlig unkorrekt, aber dafür optisch sehr imposant nimmt uns die Serie „Vikings: Valhalla“ mit in eine actiongeladene Geschichte, in der es wieder einmal Schlachten, Sex und Intrigen gibt. Doch es kommt lediglich eine gewöhnliche Historien-Drama-Serie heraus.
5 von 10 Punkten
Bildnachweis: Alle Rechte unterliegen Netflix.
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