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Niels Bormann im Interview zu „Sonnenplätze“: „Der Film und seine Figuren machen einfach Spaß“

„Der Film und seine Figuren machen einfach Spaß, sagt Niels Bormann über seine Rolle im neuen Film „Sonnenplätze“. Im Interview spricht er über die Zusammenarbeit mit Regisseur Aaron Arens und darüber, was für ihn – nicht nur in humoristischen Filmen – von zentraler Bedeutung ist.


Niels Bormann im Interview zu „Sonnenplätze“: „Der Film und seine Figuren machen einfach Spaß“
Bildnachweis: © Filmwelt Verleihagentur Maverick Film

Niels Bormann hat sich durch seine facettenreiche Karriere in der Theater- und Filmszene einen Namen gemacht. Seine formale Schauspielausbildung absolvierte Bormann an der Hochschule der Künste Berlin. Diese fundierte Ausbildung legte den Grundstein für seine Laufbahn, die ihn an renommierte Bühnen in Deutschland u.a. Schaubühne, Gorki, Münchener Kammerspiele und sowie an Bühnen in den USA, Argentinen, Frankreich führte. Im Film „Sonnenplätze“ verkörpert Bormann den ambivalenten Vater der Hauptfigur. „Sonnenplätze“ wirft die zentrale Frage auf, was passiert, wenn die unerschütterlich geglaubten Säulen des eigenen Weltbildes ins Wanken geraten.


Der Film Journalist: „Sonnenplätze“ behandelt die Desillusion eines Patriarchen und wie bei der Tochter die Fassade des perfekten Vaters bröckelt. Auf einer entlegenen Insel, weit entfernt vom hektischen Alltag, erkennt sie zum ersten Mal, dass der gefeierte Erfolgsautor, den sie ihr ganzes Leben lang bewunderte, in Wahrheit ein abwesender Vater war. Was hat Sie an dieser Prämisse gereizt?


Niels Bormann: Das ist sicher ein wichtiger Aspekt. Sie sehen Jo als Vertreter des Patriarchats. Natürlich, er besitzt all diese Privilegien durch Geburt und verhält sich wie der Löwe on top of the food chain, auch wenn er schon abgekämpft ist und humpelt: Er ist immer noch der Löwe. Er hat sicher auch alles übers Patriarchat gelesen, nur führt es zu keiner Veränderung seines Verhaltens. Ich glaube, er würde sich selbst gar nicht als Patriarchen empfinden. Ich empfinde ihn als ziemlich skrupellos, er nutzt erst seine Frau aus und dann seine Tochter, die Trope des Mannes der den Erfolg auf dem Rücken der Frau einheimst: Das ist schon sehr ekelhaft - und die Mechanik dieser Misshandlung wird in dem Film ziemlich deutlich gezeigt. Ich persönlich mag, dass er so klar ist und wie ein Bulldozer auf seine Ziele zusteuert.  Das ist so archaisch wie das Patriarchat!


Niels Bormann im Interview zu „Sonnenplätze“: „Der Film und seine Figuren machen einfach Spaß“
Bildnachweis: © Filmwelt Verleihagentur Maverick Film

Der Film Journalist: „Sonnenplätze“ vereint auf faszinierende Weise Humor und Ernsthaftigkeit. Wie stehen Sie zu Filmen, die auf diese Art eine Balance zwischen Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit schaffen? Halten Sie solche Erzählweisen gerade in der heutigen Zeit für wichtig, um bedeutende, aber schwierige Themen zugänglicher zu machen?


Niels Bormann: Das Besondere an diesem Film ist, dass Komödie draufsteht, aber eigentlich sehr krasse Konflikte und Situationen behandelt werden. Je trauriger es ist, desto lustiger kann es auch werden, wenn der Raum für Ambivalenz und Durchatmen gelassen wird. Ich glaube, das ist dann das, was Sie als Balance empfinden. Das Schöne ist, dass der Film nicht vom Humor her gedacht wurde, sondern von den Konflikten der Figuren. Beim Lesen des Drehbuchs musste ich oft über die Dreistigkeit von Jo lachen. Das ist schon manchmal sehr brutal – aber eben auch sehr komisch, weil Jo sich seiner Egomanie nicht bewusst ist. Der Humor in diesem Film wird nicht gezeigt im Spiel oder durch die Kamera, sondern entsteht aus den Antrieben der Figuren. Dadurch entsteht diese Ambivalenz. Das halte ich für sehr wichtig bei Filmen, insbesondere beim Humor, aber eigentlich bei allen Genres. So entsteht eine Größe, die befreiend ist.


Der Film Journalist: Zu Ihrer Rolle – Jo Maibaum: Was macht ihn aus und wie würden Sie ihn jemandem vorstellen?


Niels Bormann: Wenn ich mit ihm verwandt wäre? Puh. Dann würde ich meiner Begleitung wahrscheinlich sagen, dass man mit ihm richtig Spaß haben kann, aber der Zeitpunkt zu gehen ist sehr wichtig!


Niels Bormann im Interview zu „Sonnenplätze“: „Der Film und seine Figuren machen einfach Spaß“
Bildnachweis: © Filmwelt Verleihagentur Maverick Film

Der Film Journalist: Wie würden Sie die Beziehung von Jo Maibaum zu seiner Tochter und wiederum zu seiner Ex-Frau beschreiben?


Niels Bormann: Letztendlich, wahrscheinlich, als sehr schmerzhaft. Ich glaube, dass Jo noch sehr viel Nähe und Liebe zu seiner Familie empfindet und nicht fühlen kann, dass alles vorbei ist oder sich ohne ihn verändert hat.


Der Film Journalist: Wie war die Zusammenarbeit mit Regisseur Aaron Arens? Macht es für Sie einen Unterschied in der Arbeitsweise, dass er auch selbst Schauspieler ist?


Niels Bormann: Die Zusammenarbeit mit Aaron war ein Geschenk. Er hat so tolle Leute für diesen Film zusammengebracht, es war wirklich einzigartig. Da war so viel Liebe und Freude – und ich könnte mir vorstellen, dass Aaron ein Set geschaffen hat, wie er es gerne als Schauspieler erlebt hätte. Aaron und Florian haben ein Schauspielerbuch geschrieben! Seine Regie hat, glaube ich, mit seinem Gespür für Dramatik und Timing und seinem Humor zu tun, also eher mit ihm als Person als mit ihm als Schauspieler.


Niels Bormann im Interview zu „Sonnenplätze“: „Der Film und seine Figuren machen einfach Spaß“
Bildnachweis: © Filmwelt Verleihagentur Maverick Film

Der Film Journalist: Sie haben auf der Vulkaninsel Lanzarote gedreht – wie war der Dreh dort und haben Sie selbst einen Lieblingsplatz an der Sonne?


Niels Bormann: Oh wow, ja. Ich kannte Lanzarote vorher nicht und hatte an den wenigen freien Tagen die Möglichkeit, mit den anderen an unfassbar schöne Strände zu gehen. Am tollsten fand ich die Strände um Papagayo und Caletón Blanco, aber auch der sehr grüne Norden ist wunderschön. Ich konnte einen Tag mit dem Auto rumfahren; die wechselnde Landschaft ist wirklich umwerfend.


Der Film Journalist: Am 22. August 2024 kam „Sonnenplätze“ in die Kinos. Warum sollte man sich den Film unbedingt ansehen?


Niels Bormann: Der Film und seine Figuren machen einfach Spaß! Eine deutsche Komödie mit richtig gutem Humor. Und es kann unter anderem übers Patriarchat nachgedacht werden!


Sieh jetzt den Trailer zu „Sonnenplätze“:


Aktuell ist „Sonnenplätze“ weiterhin in zahlreichen deutschen Kinos zu sehen. Informationen zu Vorstellungen in deiner Nähe findest du auf DIESER WEBSEITE.

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