Rund 100 Millionen Netflix-Nutzende haben keinen eigenen Account auf dem Streaming-Dienst und verwenden unerlaubt die Konten anderer mit. Dies hat zumindest Netflix selbst verkündet und nach dem Aktieneinbruch im vergangenen Jahr hat der Konzern drastische Konsequenzen angekündigt. Daher ist schon länger klar, dass gegen das „Account-Sharing“ vorgegangen werden wird, jetzt macht Netflix auch hierzulande ernst.
Erstmals seit dem Jahr 2011 verbuchte der Streaming-Marktführer Netflix in den Quartalszahlen vom April 2022 einen Abonnentenschwund, der richtig dramatisch ausfiel. So sank die weltweite Abonnentenzahl um ganze 200 Tausend Nutzer. Nach den weitaus größeren Erwartungen war es ein dramatischer Rückgang, denn selbst wenn der Streaming-Dienst einen Zuwachs von 500.000 neuen Abonnenten verbucht hätte, wäre es ein Rückschlag gewesen. Doch wie konnte es dazu kommen?
Schließlich produziert Netflix Filme und Serien in einem noch nie da gewesenen Umfang und bietet mit weitem Abstand das größte Angebot. Die Gründe, die Netflix dafür angab, waren vielfältig. Zum einen läge es an der aktuellen Inflation und den aufgekommenen Streaming-Konkurennten wie beispielsweise Disney Plus und zum anderen liege es am Russland-Krieg, da man sich beim Einmarsch entschloss, den Streaming-Dienst für Russland zu stoppen. Bisher stieg Netflix kontinuierlich an und so lange man gewachsen sei, wären die Zahlen nicht prioritär behandelt worden, jetzt jedoch wurde die Arbeit intensiviert, um abgesprungenen Haushalten den Dienst wieder attraktiv zu machen, wie Netflix-Chef Reed Hastings in einem Analystengespräch angab.
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Das betrifft zum Beispiel das sogenannte „Account-Sharing“, welches dem Streaming-Dienst seit längerer Zeit ein Dorn im Auge ist. Beim „Account-Sharing“ teilen Kunden ihr Passwort mit anderen, sodass verschiedene Nutzer einen Account gleichzeitig nutzen und nur einen Monatsbeitrag zahlen. Laut dem Streaming-Marktführer würden etwa 100 Millionen Haushalte Netflix weltweit nutzen, ohne jedoch für diesen zu zahlen. Deshalb kündigte der Netflix-COO Greg Peters sofort an, dass man nun wirklich gegen die unerlaubte Konto-Nutzung vorgehen müsse und werde. Nach ersten Versuchen in den Vereinigten Staaten wird jetzt auch in Deutschland konkret gegen das beliebte Konto-Teilen vorgegangen.
So wurde nun auf der deutschsprachigen Seite der offiziellen Netflix-Hilfe-Center-Homepage etwas angepasst. Neu hinzugefügt wurde jetzt eine Sparte über das legale Teilen eines Accounts und bereits der einleitende Satz spricht Bände: „Ein Netflix-Konto ist für Personen vorgesehen, die in einem Haushalt zusammenleben.“ Wie der Streaming-Anbieter weiter ausführte, kann ein Haushalt, abhängig des gewählten Abonnements, die Inhalte auf bis zu vier Geräten gleichzeitig abrufen, sofern das Konto mit dem selben WLAN-Zugang verbunden ist. Doch was passiert in Zukunft, wenn ein Account mit haushaltsfremden Personen gemeinsam genutzt wird und wie erkennt Netflix eigentlich, wo welche Geräte verbunden sind?
Netflix wird über IP-Adressen, Geräte-IDs und Kontoaktivitäten der Geräte, die in das Netflix-Konto eingeloggt sind, überprüfen und somit den Hauptstandort festlegen. Wenn eine Familie also beispielswiese in Berlin wohnt und mit drei Geräten Netflix streamt, aber das Profil mit einem Freund in München teilt, wird dieser nun Probleme bekommen. Denn wer aus einem anderen Haushalt den Account streamt, muss ein neues Konto anlegen. Als kleinen Trost hat Netflix die Möglichkeit eingerichtet, die bestehenden Profilinformationen in den neuen Account übernehmen zu können.
Welche Konsequenzen drohen bei „Account-Sharing“?
Noch hat Netflix nicht angekündigt, in welcher Art gegen Verstöße vorgegangen wird. Zwar muss zunächst nicht befürchtet werden, dass zusätzliche Kosten oder gar die Profil-Sperrung folgen könnten, der Streaming-Anbieter wird aber zukünftig möglicherweise dazu auffordern, ein Gerät für das Konto zu verifizieren. Hierfür wird an die E-Mail-Adresse des Hauptinhabers des Netflix-Profils ein Link zu einer Seite mit vierstelligem Bestätigungscode gesendet. Innerhalb der nächsten fünfzehn Minuten muss diese Bestätigung dann erfolgen.
Netflix unterwegs nutzen: So geht´s
Diese Verifizierung hat Netflix auch deshalb eingerichtet, damit reguläre Nutzende auch unterwegs streamen können. Denn dafür ist es notwendig, sich 31 Tage im WLAN-Netzwerk des Haupt-Standorts zu verbinden. Erst danach wird der Account als „bekannt“ hinterlegt und kann später Netflix auch außerhalb des eigenen Haushalts genutzt werden. Dafür soll der Kontoinhaber die Chance haben, einen zeitlich begrenzten Code anzufordern, mit dem er dann an maximal sieben aufeinanderfolgenden Tagen unterwegs Zugriff erhält.
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