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Mathilde Bundschuh im Interview zu „Milchzähne“: „Das ist ein sehr spezieller Film“

„So etwas habe ich noch nicht gesehen“, sagt Mathilde Bundschuh über den neuen Film „Milchzähne“, in dem sie die Hauptrolle spielt. Was diesen Film so besonders macht, verrät sie hier im Interview.


Mathilde Bundschuh im Interview zu „Milchzähne“: „Das ist ein sehr spezieller Film“
Bildnachweis: farbfilm verleih

Ein Dorf, abgeschottet und traditionsgebunden, bildet den Schauplatz des Spielfilmdebüts „Milchzähne“ von Sophie Bösch. In dieser Welt ist Skalde, die Tochter einer Außenseiterin, bestrebt, den Makel ihrer Herkunft zu überwinden und Anerkennung in der Dorfgemeinschaft zu finden. Sie hat sich an die Regeln und Werte der Gemeinschaft angepasst, doch als eines Tages ein fremdes Kind auftaucht, gerät Skaldes hart erarbeitete Stellung ins Wanken. Nun muss sie sich entscheiden, wie weit sie bereit ist zu gehen, um das Kind vor der Gemeinschaft zu schützen.


Die Hauptrolle der Skalde wird von Mathilde Bundschuh verkörpert, einer Schauspielerin mit bemerkenswerter Laufbahn: Geboren 1994 und aufgewachsen in Berlin, gab sie 2011 ihr Leinwanddebüt in „Tage, die bleiben“. Seitdem arbeitete sie in zahlreichen Fernseh- und Filmproduktionen mit Regiegrößen wie Sherry Hormann und Uli Edel, wofür sie 2015 den Deutschen Schauspielpreis erhielt. Nach ihrer Ausbildung an der Hochschule für Musik und Theater Rostock und Engagements am Residenztheater München ist Bundschuh heute freischaffend tätig. Im Interview erzählt sie von der Faszination der Buchvorlage von „Milchzähne“, von ihrer Rolle als Skalde und von der Verantwortung der Gesellschaft gegenüber den Schutzlosen.


Der Film Journalist: „Milchzähne“ ist die Verfilmung des gleichnamigen und mehrfach preisgekrönten Romans von Helene Bukowski – wann hast du zum ersten Mal von der Geschichte gehört?


Mathilde Bundschuh: Ich habe mir das Buch sofort besorgt, als die E-Casting-Einladung kam. Schon der kurze Dreizeiler zur Geschichte hat mich so gefesselt, dass ich mir das Buch direkt gekauft und sehr schnell gelesen habe. Ich war sofort verliebt in diese ganze Welt, die Figuren und auch diese Seltsamkeit der Geschichte und war Feuer und Flamme.


Mathilde Bundschuh im Interview zu „Milchzähne“: „Das ist ein sehr spezieller Film“
Bildnachweis: farbfilm verleih

Der Film Journalist: Was hat dich beim ersten Lesen des Drehbuchs besonders an der Geschichte gereizt?


Mathilde Bundschuh: Besonders fasziniert haben mich die drei Frauenfiguren – Skalde, ihre Mutter Edith und das Kind Meisis – und natürlich auch der ganze Weg von Skalde. So eine Figur habe ich noch nie gelesen und bin auch noch keiner so nah gekommen, um ihre Heldenreise so intensiv mitzuerleben. Das hat mich sofort gepackt. Die großen Themen finden Raum, ohne plakativ oder abgehakt zu wirken; sie sind wunderbar in die Geschichte und diese schwer zuzuordnende Welt verwoben, was auch ganz andere filmische Mittel ermöglicht, sie zu erzählen.


Der Film Journalist: Skalde wird in „Milchzähne“ mit einem jungen Menschen konfrontiert, den sie nach den Gesetzen ihrer Dorfgemeinschaft nicht aufnehmen darf. Was würdest du sagen, welche Verantwortung trägt die Gesellschaft gegenüber Schutzlosen, auch wenn sie von außen kommen?


Mathilde Bundschuh: Es ist eine große Verantwortung. Wir haben hier das Privileg, uns abzuschotten und nichts an uns heranzulassen, weil wir in Sicherheit leben. Gerade daraus erwächst aber die Pflicht, aktiv zu werden. Was Skalde in dem Film erlebt, sollte für uns eine bewusste Entscheidung sein, denn wir tragen eine immense Verantwortung für andere. Das vermeintlich Fremde, das Meisis mitbringt, entsteht ja nur in den Köpfen der Gemeinschaft.


Mathilde Bundschuh im Interview zu „Milchzähne“: „Das ist ein sehr spezieller Film“
Bildnachweis: farbfilm verleih

Der Film Journalist: Während der Laufzeit von 97 Minuten hat „Milchzähne“ nur sehr wenige Innenaufnahmen; größtenteils spielt der Film draußen in der Natur. Wie waren diese Dreharbeiten?


Mathilde Bundschuh: Wir haben hauptsächlich in Ostdeutschland gedreht – viel in Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Brandenburg. Ich hätte nie gedacht, wie vielfältig die Wälder in unserem Land sind, und durch Aleksandra Medianikovas [Kamerafrau von „Milchzähne“] Bildsprache werden Wald und Natur noch mehr wie ein eigener Charakter hervorgehoben. Im Roman ist die Lage noch zugespitzter, alles ist verdorrt und Schutz vor der Sonne kaum möglich – glücklicherweise haben wir diese Wälder noch. Doch das sollte uns zum Nachdenken bringen, wohin wir steuern.


Der Film Journalist: Zum Abschluss – warum soll man den Film unbedingt ansehen und auf gar keinen Fall verpassen?


Mathilde Bundschuh: Ich glaube, das ist ein sehr spezieller Film, so etwas habe ich noch nicht gesehen. Der Fokus auf diese drei Frauenfiguren aus verschiedenen Generationen, die sich zusammenfinden, macht ihn wahnsinnig spannend. Die aktuellen Themen, die uns täglich begegnen, finden hier eine schöne und märchenhafte, teils dystopische Übersetzung. Ich bin sicher, dass man beim Sehen etwas mitnimmt und auch bei mehrfachem Anschauen immer wieder Neues entdeckt. Der Film ist sehr poetisch und vereint viele bemerkenswerte Geschichten.


  • „Milchzähne“ startet am 21. November 2024 in den Kinos. Sieh hier den Trailer:


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