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Maja Bons im Interview zu „Die Akademie“: „Vieles mache ich intuitiv“

Toni Schindele

„Wenn ich eine Weile nicht drehe, zweifle ich daran, ob ich es noch draufhabe“, erzählt Maja Bons im Interview zu „Die Akademie“ über ihre Unsicherheiten als junge Schauspielerin in der Filmbranche.


Maja Bons im Interview zu „Die Akademie“: „Vieles mache ich intuitiv“
Bildnachweis: © Luca Bigazzi

Kunst ist ein ewiger Balanceakt – zwischen Leidenschaft und Existenzkampf, Idealismus und Marktlogik, Hingabe und Selbstzweifeln. Nirgendwo wird das so spürbar wie an einer Kunstakademie, wo große Träume auf harte Realität treffen. „Die Akademie“, der neue Film von Camilla Guttner, taucht tief in diese Welt ein und erzählt von einer jungen Studentin, die sich ihren Platz als Künstlerin erkämpfen muss. Im Zentrum steht Maja Bons, eine aufstrebende Nachwuchsschauspielerin. Ihr Weg in die Branche begann vergleichsweise spät und eher zufällig, als sie für die ARD-Serie „Everyone is F*cking Crazy“ gecastet wurde.


Bereits mit dieser ersten Rolle machte sie auf sich aufmerksam und wurde für den New Faces Award nominiert. Mit „Die Akademie“ folgt nun ihr erster großer Kinofilm, für den sie Anfang des Jahres mit dem Bayerischen Filmpreis als beste Nachwuchsschauspielerin ausgezeichnet wurde. Über den Druck des frühen Erfolgs, die Unsicherheiten der Schauspielbranche und die Herausforderung, in einer Welt zu bestehen, die Kreativität ebenso feiert wie ausbeutet, erzählt Maja Bons nun im Interview.


Der Film Journalist: Du bist erst vor zwei Jahren in die Schauspiel-Welt eingetaucht. Wie hat sich dein Blick auf die Branche seitdem verändert?


Maja Bons: Ich glaube, das ist in jeder Branche so – von außen sieht es anders aus, als wenn man mittendrin steckt. Man bekommt ein viel realistischeres Bild von Menschen, auch von Schauspielenden, die man vielleicht bewundert. Man lernt sie kennen und wird auch oft positiv überrascht, manchmal bekommt man genau das, was man erwartet. Besonders beeindruckend war für mich, wie viele Menschen an einem Film beteiligt sind. Man sieht am Ende nur die Schauspielenden vor der Kamera, aber am Set stehen oft 50 Leute, die alle ihren Teil beitragen.


Natürlich ist es aber auch ein großer Druck, dass meine ersten beiden Rollen so gut angenommen wurden. Ein Begriff, den ich oft höre, ist das Hochstapler-Syndrom. Ich habe keine klassische Ausbildung und frage mich deshalb tatsächlich auch wirklich oft, ob ich das überhaupt kann. Wenn ich eine Weile nicht drehe, zweifle ich daran, ob ich es noch draufhabe. Ich habe nicht das Fundament, genau zu wissen, wie man technisch an eine Rolle herangeht. Vieles mache ich intuitiv und muss noch viel lernen. Der Druck, dass es immer so weitergehen wird, ist auf jeden Fall da.


Maja Bons im Interview zu „Die Akademie“: „Vieles mache ich intuitiv“
Bildnachweis: © Luca Bigazzi

Der Film Journalist: „Die Akademie“ zeigt, dass nur wenige in der Kunst-Branche tatsächlich erfolgreich werden – ein Problem, das gerade auch im Schauspiel allgegenwärtig ist. Wie gehst du damit um, dass man ständig um Rollen kämpfen muss?


Maja Bons: Eine weise Kollegin hat mir gesagt, dass man immer ein zweites Standbein haben sollte – in der Hoffnung, es nicht zu brauchen. Das nimmt den Druck raus. Man sollte nicht mit der ständigen Angst leben, dass das eigene Leben vorbei ist, wenn es mal nicht läuft. Natürlich ist es wundervoll, wenn man Arbeit hat, aber man muss darauf vorbereitet sein, dass es Phasen gibt, in denen nichts passiert. Ich musste lernen, dass es okay ist, mal keinen Job zu haben und nicht ständig dem nächsten hinterherzujagen. Es hat auch damit zu tun, welche Projekte man annimmt. Will ich wirklich alles machen, nur um zu arbeiten? Dieser Schwebezustand gehört glaube ich einfach zu kreativen Berufen dazu. Man kann noch so gut sein und hart arbeiten – am Ende hängt es von anderen ab, ob man arbeiten kann oder nicht.


Der Film Journalist: Regisseurin Camilla Guttner hat selbst an der Kunstakademie in München studiert. Hat sie euch von ihren Erfahrungen erzählt oder euch viel kreativen Freiraum gelassen?


Maja Bons: In den Drehpausen hat sie uns viel erzählt, welche Geschichten einen wahren Kern haben, welche erfunden oder abgewandelt sind. Sie hat uns aber auch viel Freiraum gelassen. Vieles wurde gemeinsam mit dem Kameramann Luca Bigazzi und den Schauspielenden erarbeitet. Es war ein guter Mix aus autobiografischen Elementen und künstlerischer Freiheit.


Der Film Journalist: Du spielst Jojo, eine junge Kunststudentin zwischen Malerei und Idealismus. Was hat dich an der Rolle gereizt und wieviel von dir steckt in Jojo?


Maja Bons: Tatsächlich habe ich die Rolle erst zwei Wochen vor Drehstart bekommen und hatte kaum Zeit, mich vorzubereiten. Es war meine zweite Rolle und ich wusste noch nicht, wie man sich richtig vorbereitet. Ich musste auf meine Intuition vertrauen. Ich bin mein ganzes Leben von Kunst umgeben – ich zeichne selbst und kenne viele Kunstschaffende. Das hat mir einen Zugang zur Rolle gegeben. Außerdem bin ich eine junge Frau in dieser Welt, also konnte ich mich gut in Jojo einfühlen. Diese Figur ist mir nah, weil ich viele Berührungspunkte mit ihr habe. Trotzdem ist sie ganz anders als ich. Aber genau das hilft, sie mit Leben zu füllen.


Maja Bons im Interview zu „Die Akademie“: „Vieles mache ich intuitiv“
Bildnachweis: © Luca Bigazzi

Der Film Journalist: Jojos Freundschaft zu Siri steht im Mittelpunkt des Films. Was macht ihre Beziehung besonders und warum glaubst du, können Freundschaften gerade in kreativen Umfeldern oft schnell auf der Probe stehen?


Maja Bons: Diese Freundschaft lebt von der gemeinsamen Liebe zur Kunst. Beide sind besondere Charaktere, die sich auf diesem verrückten Weg gefunden haben. Für Jojo ist Siri jemand, zu dem sie aufschauen kann, der ihr Sicherheit gibt. Siri studiert schon länger und nimmt Jojo mit offenen Armen auf. Sie kann ihr Tipps geben – halt dich von dem fern, geh lieber zu dem. Das gibt Halt, fast wie eine große Schwester. Aber ja, Freundschaften im kreativen Bereich stehen oft auf der Probe. Gerade in der Schauspielbranche konkurriert man immer wieder um dieselben Rollen. Am Ende kann nur eine Person den Job bekommen. Das Einzige, was hilft, ist Ehrlichkeit. Man sollte offen darüber reden und sich für andere freuen. Natürlich will man es für sich selbst am meisten, aber manchmal ist jemand anderes einfach besser geeignet. Aber Konkurrenz ist generell ein großes Thema, nicht nur im Schauspiel, sondern auch in zwischenmenschlichen Beziehungen.


Der Film Journalist: Der Film behandelt auch viele Themen, die weit über die Kunstszene hinausgehen. Deshalb als Abschlussfrage: Was hoffst du, nimmt man aus „Die Akademie“ mit?


Maja Bons: Ich glaube, selbst wenn nur eine Person den Film sieht und sich denkt: „Okay, vielleicht kann ich mir etwas von ihrem Mut und ihrem Durchsetzungsvermögen abschauen“, dann wäre das schon viel wert. Sie steht stark für sich selbst, für ihre Werte und für das, woran sie glaubt. Ich hoffe, dass die Zuschauenden das sehen und vielleicht auf ihr eigenes Leben übertragen – dass sie sich ein Stück dieses Mutes nehmen, den Mund aufmachen, sich durchsetzen und das zeigen, was ihnen wichtig ist. Das wünsche ich mir.


„Die Akademie“ läuft ab dem 20. März 2025 im Kino.

Neugierig geworden? – sieh hier den Trailer:


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