Lilja van der Zwaag spricht im Interview über ihre Rolle als Kriemhild in der Neuverfilmung „Hagen – Im Tal der Nibelungen“, was sie zur Heldin macht und was ihr an der Geschichte am besten gefallen hat.
Das Nibelungenlied zählt zu den bedeutendsten Epen der deutschen Literatur und hat über Jahrhunderte hinweg inspiriert. Die Sage, die sich um Liebe, Macht und Verrat dreht, wird nun in einer neuen, bildgewaltigen Filmadaption neu lebendig. Regie führen Cyrill Boss und Philipp Stennert, die die tragischen und komplexen Charaktere der Nibelungensage ins 21. Jahrhundert transportieren. Die Neuverfilmung stellt dieses Mal nicht den strahlenden Siegfried in den Mittelpunkt, sondern Hagen von Tronje, der bislang oft als der Antagonist der Sage dargestellt wurde.
Doch auch Kriemhild nimmt in dieser Version eine besondere Rolle ein. Lilja van der Zwaag, die in „Hagen – Im Tal der Nibelungen“ erstmals in einer großen Kinoproduktion zu sehen ist, verkörpert Kriemhild als komplexe, moderne Heldin, die sich von den patriarchalen Strukturen ihrer Zeit befreit. Jetzt erzählt Lilja van der Zwaag im Interview, wie ihr unter anderem die schweren Kostüme dabei geholfen haben, sich in ihre Rolle einzufinden.
Der Film Journalist: Wann hast du zum ersten Mal vom Nibelungenlied gehört?
Lilja van der Zwaag: Ich habe zum ersten Mal in der Schule vom Nibelungenlied gehört, als wir im Theaterkurs den Film von Fritz Lang gesehen haben. Und ich habe damals tatsächlich auch schon die Kriemhild gespielt.
Der Film Journalist: Frauen und das inkludiert auch Kriemhild, werden im originalen Nibelungenlied größtenteils auf traditionelle, passive Rollen reduziert. Auch deine Kriemhild ist zunächst noch in diesem Geschlechterbild verhaftet, allerdings bleibt es nicht dabei und sie durchlebt irgendwo ihre eigene Emanzipation. Wer ist Kriemhild für Dich, was zeichnet sie aus?
Lilja van der Zwaag: Es ist wirklich ganz toll, dass es jetzt, in dieser alten Sage, die wir neu erzählen, weibliche Heldinnen gibt. Heldinnen zeichnen sich für mich dadurch aus, dass sie vermeintlich unüberwindbare Hindernisse überwinden und das Unmögliche möglich machen. In einer von Männern dominierten Welt, in der Frauen unterdrückt werden und als Mittel zur Kriegsführung benutzt werden, findet Kriemhild ihre Stimme und steht für sich ein. Sie ist mutig und will vor allem nicht herrschen, sondern helfen. Das finde ich sehr schön – dass sie nicht zerstören, sondern aufbauen möchte. Für mich ist sie eine moderne Heldin.
Der Film Journalist: Kriemhild steht in der Geschichte zwischen Hagen und Siegfried. Doch wie ist ihr Verhältnis zu den beiden?
Lilja van der Zwaag: Mit Hagen hat sie gemeinsam, dass sie loyal und der Familie und dem Königreich sehr treu ist. Diese Treue schätzt sie sehr, und es verbindet die beiden. Im Gegensatz dazu verkörpert Siegfried eine ganz andere Welt. Er ist ein zerrissener Mensch, der nicht unbedingt heldenhaft ist, sondern wild und chaotisch. Diese Wildheit und das Chaos sind Dinge, die Kriemhild gar nicht kennt, was ihr erst wahnsinnig viel Angst macht. Und gerade weil sie sich dieser Angst stellt, erfährt sie sich neu und wächst daran und rettet damit nicht nur sich selbst.
Der Film Journalist: 18 Monate wurde allein am Kostümdesign gearbeitet, alle Stoffe für Kriemhilds Kostüme wurden auf manuellen Webstühlen in Prag und Rumänien zum Teil nach uralten Techniken gefertigt. Wie hilft das Kostümdesign, sich in die Rolle zu versetzen?
Lilja van der Zwaag: Es hilft sehr. Diese Burgunder-Familie und das Königreich, in dem sie leben, stecken alle wie in einem Korsett. Sie stecken fest. Weil sie das, was sie gelernt haben nicht hinterfragen. Sie müssen alle große Verantwortung übernehmen und müssen die Unfreiheit, die dieses Leben mit sich bringt akzeptieren. Das spiegelt sich auch in den Kostümen wieder, die sehr eng und aus schweren Stoffen gefertigt sind, von Leinen bis hin zu richtig schweren Wollstoffen und Fellen. Das drückt einen nach unten, aber man muss dennoch eine Haltung bewahren und sich aufrichten. Pierre-Yves Gayraud, der die Kostüme gemacht hat, hat mit seinem Team unglaubliche Arbeit geleistet; das war echt toll.
Der Film Journalist: Gründe, warum man „Hagen – Im Tal der Nibelungen“ sehen sollte, gibt es sicher viele, aber warum findest du persönlich, sollte man den Film jetzt im Kino auf der großen Leinwand sehen und auf gar keinen Fall verpassen?
Lilja van der Zwaag: In erster Linie wegen dieser tollen Geschichte, die sehr spannend und unterhaltsam ist. Philip Peschlow, der Kameramann, hat unglaubliche Bilder kreiert. Es sind beeindruckende Szenen und Orte, an denen wir gedreht haben. Der Film ist so menschlich, dass man sich, glaube ich, mit jeder Figur in einem Moment irgendwie verbinden kann, was diese historische Geschichte zeitlos macht und euch hoffentlich auch berührt.
„Hagen – Im Tal der Nibelungen“ startet am 17. Oktober 2024 in den Kinos.
Sieh jetzt den Trailer zu „Hagen – Im Tal der Nibelungen“:
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