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Kritik zu „We Live in Time“: Florence Pugh und Andrew Garfield in Höchstform

Mit Florence Pugh und Andrew Garfield in den Hauptrollen vereint „We Live in Time“ zwei der gefragtesten Schauspielstars unserer Zeit auf der großen Leinwand. John Crowley inszenierte mit ihnen ein Werk, das leise, aber eindringlich die großen Themen des Lebens verhandelt.


Kritik zu „We Live in Time“: Florence Pugh und Andrew Garfield in Höchstform
Bildnachweis: © Peter Mountain / Studiocanal GmbH

Die ersten Gerüchte um eine Zusammenarbeit zwischen Florence Pugh und Andrew Garfield begannen, als die beiden bei der Verleihung der 95. Oscar-Verleihung 2024 gemeinsam einen Preis präsentierten. Ihre charmante Bühnenchemie sorgte für Begeisterung und rief bei Fans schnell den Wunsch nach einem gemeinsamen Filmprojekt hervor. Nur wenige Wochen später wurde dieser Wunsch Realität: Es wurde bekannt, dass Pugh und Garfield die Hauptrollen in „We Live in Time“ übernehmen würden, dem neuen Film von Regisseur John Crowley. Crowley, der bereits mit Filmen wie „Brooklyn“ aus dem Jahr 2015 und „Der Distelfink“ 2019 Kritikerlob erntete, kehrt mit diesem Projekt zu seinen Wurzeln des gefühlvollen Dramas zurück.


Darum geht es:


Die ehrgeizige Köchin Almut hat ihre Karriere fest im Blick, während Tobias nach seiner Scheidung versucht, sein Leben neu zu ordnen. Als ihre Wege sich unerwartet kreuzen, entfacht eine leidenschaftliche Liebe, die schnell zu mehr wird. Gemeinsam träumen sie von einer Zukunft und einer Familie – doch das Leben stellt ihre Liebe auf eine harte Probe. Zwischen Glück und Schmerz müssen Almut und Tobias lernen, dass wahre Liebe nicht nur im Licht, sondern auch in den Schatten wächst.


Die Rezension:


Mit „We Live in Time“ inszenierte Regisseur John Crowley einen Film, der sich zwischen romantischem Drama und existenziellem Krankheitsfilm bewegt, ohne dabei in rührseligem Kitsch zu versinken. Nach dem eher durchwachsenen Erfolg seines letzten Films „Der Distelfink“ kehrt Crowley mit einem Stoff auf die große Leinwand zurück, der auf den ersten Blick vertraut wirkt, doch die Art und Weise, wie diese Geschichte erzählt wird, macht den Film besonders. Denn anders als viele vergleichbare Werke entfaltet sich die Geschichte hier nicht linear, sondern in fragmentierten Momentaufnahmen, die sich erst im Zusammenspiel zu einem Gesamtbild fügen. Die zentrale Liebesgeschichte zwischen Almut (Florence Pugh) und Tobias (Andrew Garfield) wird auf diese Weise nicht nur erzählt, sondern vielmehr durch die unterschiedlichen Zeitebenen erfahrbar gemacht.


Kritik zu „We Live in Time“: Florence Pugh und Andrew Garfield in Höchstform
Bildnachweis: © Peter Mountain / Studiocanal GmbH

Ein zufälliges Treffen bei einem Autounfall, die Geburt der gemeinsamen Tochter Ella oder Almuts Krebsdiagnose – die Aneinanderreihung der verschiedenen Momente im Leben der zwei Protagonisten soll große Kontraste schaffen. So werden Szenen der Lebensfreude mit Momenten der Trauer oft gegenübergestellt. Durch diesen filmischen Kniff entsteht ein Gefühl, als wäre das Publikum ständig Teil der Erinnerungen der Figuren, auch wenn die dramaturgische Struktur stellenweise etwas willkürlich wirkt und viele Momente aneinandergereiht werden, die sich erst mit der Zeit erschließen. Man kann sich direkt von der emotionalen Erzählweise mitreißen lassen, kann aber auch dadurch Schwierigkeiten haben, sich in die Geschichte hineinzuversetzen, nicht zuletzt, da es nie explizite Hinweise auf die zeitliche Einordnung der Szenen gibt.


Dieser bewusste Wechsel zwischen Leichtigkeit und Schwere spiegelt sich derweil nicht nur in der Handlung, sondern auch in der filmischen Bildsprache wider: Warme, helle Farbtöne werden immer wieder von kühleren Bildern abgelöst, die Krankenhausflure und medizinische Wartezimmer dominieren. Crowleys Kameraarbeit ist zurückhaltend, fast dokumentarisch, wodurch die intimen Momente der Figuren besonders hervorgehoben werden. Wie auch im echten Leben sind es nicht immer die großen Ereignisse, die in Erinnerung bleiben, sondern oft die kleinen, unscheinbaren Augenblicke: Ein gemeinsames Abendessen oder das Spielen im Garten mit der Tochter – diese Szenen verleihen dem Film eine intime Atmosphäre und erinnern daran, dass es gerade diese alltäglichen Erfahrungen sind, die das Wesen einer Beziehung ausmachen.


Kritik zu „We Live in Time“: Florence Pugh und Andrew Garfield in Höchstform
Bildnachweis: © Peter Mountain / Studiocanal GmbH

Doch das Herzstück von „We Live in Time“ sind zweifelsohne Florence Pugh und Andrew Garfield, die mit ein­neh­mender Chemie und mitreißendem Spiel den Film tragen, selbst wenn sich generische Momente einschleichen, die das Genre bereits oft hervorgebracht hat. So gelingt es Florence Pugh, Almut als vielschichtige Figur zu zeigen, die nicht auf die Rolle der leidenden Patientin reduziert wird. Ihr ehrgeiziger Charakter, der durch ihre Karriere als erfolgreiche Sterneköchin geprägt ist, bleibt auch während der Krankheit präsent. Diese Beharrlichkeit sorgt dafür, dass sich der Film nicht nur mit der Frage des physischen Verfalls auseinandersetzt, sondern auch die psychologische Belastung von Ambitionen und unerfüllten Träumen thematisiert.


Die Darstellung einer Frau, die sich trotz ihrer Diagnose weiter in einen Kochwettbewerb stürzt, lässt Raum für Interpretationen: Ist es Trotz, Verleugnung oder schlicht die Sehnsucht, die Kontrolle über ihr Leben nicht zu verlieren? Diese Ambivalenz verleiht der Figur eine Authentizität, die weit über das hinausgeht, was viele Filme des Genres bieten. Andrew Garfield agiert an Pughs Seite als Tobias mit einer beeindruckenden Zurückhaltung, die seine Figur jedoch keineswegs schwächt. Tobias wird nicht zum heroischen Retter stilisiert, sondern als liebevoller, aber oft überforderter Partner dargestellt, der sich zwischen seiner eigenen Trauer und dem Wunsch, für Almut stark zu bleiben, hin- und hergerissen fühlt. Diese Darstellung der Ohnmacht ist dabei bemerkenswert fein nuanciert und macht deutlich, dass es sich hier um ein Drama handelt, das sich auf Augenhöhe mit seinen Charakteren befindet.


Kritik zu „We Live in Time“: Florence Pugh und Andrew Garfield in Höchstform
Bildnachweis: © Peter Mountain / Studiocanal GmbH

Garfield verleiht Tobias durch subtile Mimik und Gestik eine emotionale Tiefe, die besonders in stillen Momenten zum Tragen kommt, etwa wenn er seiner Tochter Ella ein Gutenachtlied vorsingt, während Almut in einem anderen Zimmer mit der nächsten Chemotherapie-Runde beginnt. Seine Interpretation von Tobias ist dabei von einer eigenen Verlusterfahrung inspiriert. So soll ihm der Krebstod seiner Mutter im Jahr 2019 eine besondere Verbindung zu seiner Rolle gegeben haben und sein nuanciertes Spiel wirkt in jedem Fall echt und dadurch emotional sehr mitreißend.


Ein zentrales Thema des Films ist die Entscheidung über die weitere medizinische Behandlung. Crowley wirft die Frage auf, ob es sinnvoller ist, Monate in der Hoffnung auf Heilung und Besserung durch anstrengende Chemotherapien zu verbringen oder aber die verbleibende Zeit bewusst zu genießen, auch wenn dies bedeutet, den Tod zu akzeptieren. Diese ethische Fragestellung wird durch den Kontrast zwischen Almuts beruflichem Ehrgeiz und ihrer Rolle als Mutter verstärkt. Die Szenen, in denen Almut überlegt, welche Erinnerungen sie ihrer Tochter hinterlassen kann, lassen den Zuschauenden mit der Schwierigkeit dieser Entscheidung ringen, ohne jedoch eindeutige Antworten zu liefern.


Kritik zu „We Live in Time“: Florence Pugh und Andrew Garfield in Höchstform
Bildnachweis: © Peter Mountain / Studiocanal GmbH

Stattdessen präsentiert der Film die verschiedenen Perspektiven und lässt Raum für Reflexion. So ist „We Live in Time“ weniger ein klassisches Melodram als vielmehr eine Reflexion über das Leben und die Unvorhersehbarkeit der Zeit. Die Stärke des Films liegt in seiner Fähigkeit, das Publikum zu bewegen, ohne es zu manipulieren. Die authentische Darstellung von Liebe, Verlust und Hoffnung hebt ihn von anderen Filmen dieses Genres ab und macht ihn zu einem der berührendsten Werke des Jahres.


Fazit:


„We Live in Time“ ist eine feinfühlige Betrachtung von Liebe und Vergänglichkeit, getragen von Florence Pugh und Andrew Garfield. John Crowleys neuer Film schafft es, die großen Fragen des Lebens subtil und bewegend zu verhandeln, wenngleich die Handlung hinter der verschachtelten Inszenierung das Rad nicht neu erfindet.


>>> STARTTERMIN: Ab dem 9. Januar 2025 im Kino.


Weitere Informationen zu „We Live in Time“:

Genre: Drama, Romanze

Produktionsjahr: 2023

Laufzeit: 108 Minuten

Altersfreigabe: FSK 12


Regie: John Crowley

Drehbuch: Nick Payne

Besetzung: Andrew Garfield, Florence Pugh, Aoife Hinds und viele mehr ...


Trailer zu „We Live in Time“:


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