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Kritik zu „The Apprentice – The Trump Story“: „Billig und diffamierend“ oder „fair und ausgewogen“?

In einer Zeit, in der die politische Landschaft der USA unruhiger denn je ist, untersucht „The Apprentice – The Trump Story“ von Ali Abbasi die komplexe Figur Donald Trump und die Wurzeln seines Aufstiegs.


Kritik zu „The Apprentice – The Trump Story“: „Billig und diffamierend“ oder „fair und ausgewogen“?
Bildnachweis: © APPRENTICE PRODUCTIONS ONTARIO INC. / PROFILE PRODUCTIONS 2 APS / TAILORED FILMS LTD / DCM

Donald Trump ist eine der umstrittensten Figuren in der modernen US-amerikanischen Politik. Als Immobilienmogul, Reality-TV-Star und der 45. Präsident der Vereinigten Staaten hat er das politische Landschaftsbild nachhaltig verändert, doch sein Werdegang ist von Kontroversen und Skandalen geprägt. Seine Präsidentschaft war durch aggressive Rhetorik, kontroverse Entscheidungen und einen ständigen Konflikt mit den Medien geprägt, was zu einer Polarisierung führte, die bis heute nachwirkt. Die Ereignisse rund um die Wahl 2020, einschließlich des Angriffs auf das Kapitol, haben seinen Ruf weiter beschädigt und dennoch bleibt er eine zentrale Figur in der republikanischen Partei, die auch mit ihm an der Spitze eine potenzielle Rückkehr zur politischen Bühne im Jahr 2024 anstrebt.


Bei der Veröffentlichung von „The Apprentice – The Trump Story“ versuchte Trump vehement, die Veröffentlichung des Films zu verhindern, indem seine Anwälte eine Unterlassungsaufforderung an die Produzenten richteten und eine Zivilklage wegen „eklatant falscher Behauptungen“ einreichten. Die Produzenten wiesen diese Vorwürfe zurück und betonten, dass der Film ein faires und ausgewogenes Porträt des ehemaligen Präsidenten sei. Abbasi bot Trump sogar an, den Film vorab zu sehen. Trotz Donald Trumps Versuchen kommt „The Apprentice – The Trump Story“ nun kurz vor der US-Wahl in die Kinos. Trump äußerte sich bereits in den sozialen Medien wütend und bezeichnete den Film als „billig, diffamierend und politisch widerlich“.


Darum geht es:


Schon früh spürt Donald den Druck, in die großen Fußstapfen seines Vaters zu treten. Fred, ein Mann von strengen Prinzipien und unerbittlichem Geschäftssinn, hat wenig Zeit für sentimentale Vater-Sohn-Momente und erwartet von Donald, dass er seine eigenen Ambitionen nicht nur entdeckt, sondern sie auch sofort in die Tat umsetzt. Im Schatten seines Vaters beginnt Donald, sich in den heruntergekommenen Vierteln von New York City umzusehen.


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Bildnachweis: © APPRENTICE PRODUCTIONS ONTARIO INC. / PROFILE PRODUCTIONS 2 APS / TAILORED FILMS LTD / DCM

Die schäbigen Hinterhöfe und die vergessenen Straßen inspirieren ihn, ein neues Wahrzeichen zu erschaffen, das nicht nur sein Erbe sichern, sondern auch das Gesicht der Stadt verändern soll.  Doch sein Vater und potenzielle Investoren lehnen seine Visionen ab. Die Wende kommt, als er den skrupellosen Anwalt Roy Cohn trifft. Roy lehrt Donald, wie er andere für seine eigenen Ziele nutzen kann, und verwandelt ihn in einen aufstrebenden Spieler in der Immobilienwelt.


Die Rezension:


„The Apprentice – The Trump Story“ ist eine provokative, aber nicht allzu schwere und unterhaltsame Auseinandersetzung mit der Figur Donald Trump. Sehr schnell wird klar, dass Ali Abbasi nicht daran interessiert ist, eine einfache, chronologische Biografie zu liefern. Vielmehr konzentriert sich der Film auf entscheidende Momente, die erklären sollen, wie Trump zu der Person wurde, die er heute darstellt. Regisseur Ali Abbasi nähert sich dem Phänomen Donald Trump, in dem er Film die Frage stellt, wie viel von Trumps öffentlicher Persona authentisch ist und wie viel durch eine geschickte mediale Inszenierung konstruiert wurde. Abbasi beleuchtet die These, dass Trump nicht nur ein Produkt seiner eigenen Ambitionen ist, sondern auch von äußeren Einflüssen, insbesondere seinem Mentor Roy Cohn, geformt wurde, was seinem ‚Selfmade-Man‘-Image entgegensteht.


Kritik zu „The Apprentice – The Trump Story“: „Billig und diffamierend“ oder „fair und ausgewogen“?
Bildnachweis: © APPRENTICE PRODUCTIONS ONTARIO INC. / PROFILE PRODUCTIONS 2 APS / TAILORED FILMS LTD / DCM

Diese Beziehung zwischen Cohn und Trump zieht sich wie ein roter Faden durch den Film. Abbasi inszeniert diese Beziehung als Katalysator für Trumps spätere Skrupellosigkeit, von einem ambitionierten Geschäftsmann zu einer bedrohlichen politischen Figur. Anfangs wirkt er fast harmlos – ein Sohn, der im Schatten seines mächtigen Vaters steht und seine eigene Position finden muss. Doch schon bald verschieben sich die Machtverhältnisse. Ähnlich wie Goethes Zauberlehrling, der die Kontrolle über seine eigenen Beschwörungen verliert, wird aus dem unsicheren Trump ein machthungriger Akteur, der bereit ist, jede moralische Grenze zu überschreiten.


Dunklere Töne schleichen sich zunehmend in die kurzweilige Erzählung ein, je skrupelloser sich der Protagonist mit den gelben Haaren zeigt. Szenen wie jene, in denen er seine erste Frau Ivana sexuell missbraucht, verdeutlichen das Bild eines Mannes, dessen moralischer Kompass längst aus der Bahn geraten ist. Die Übergänge von den komisch-absurden Momenten zu den düsteren Aspekten seiner Biografie sind dabei fließend und unterstreichen die Ambivalenz seiner Figur. Trump erscheint als jemand, der einerseits das kapitalistische Spiel perfekt beherrscht, andererseits jedoch an eben jenem moralisch verroht.


Kritik zu „The Apprentice – The Trump Story“: „Billig und diffamierend“ oder „fair und ausgewogen“?
Bildnachweis: © APPRENTICE PRODUCTIONS ONTARIO INC. / PROFILE PRODUCTIONS 2 APS / TAILORED FILMS LTD / DCM

Der Film verzichtet darauf, Trump als eindimensionalen Bösewicht darzustellen. Stattdessen wird suggeriert, dass seine Handlungen weniger auf Kalkül als auf einem unersättlichen Bedürfnis nach Anerkennung basieren. Diese psychologische Ebene beleuchtet Trumps vermeintlichen Narzissmus und die daraus resultierenden Verhaltensmuster, wie etwa die mangelnde Empathie und die Neigung, andere zu manipulieren, um sich selbst zu erhöhen.


Visuell setzt Abbasi auf eine VHS-Ästhetik, die an vergangene Jahrzehnte erinnert und den Film in einer elektrisierenden Atmosphäre eintauchen lässt. Die 16-Millimeter-Optik, gepaart mit Handkameraaufnahmen, erzeugt ein Gefühl der Dokumentation, als würde man direkt in das Leben Trumps und seiner Weggefährten hineingezogen. Diese visuelle Distanzlosigkeit trägt wesentlich zur Unmittelbarkeit der Erzählung bei und verstärkt die Wirkung der oft absurd wirkenden Szenen, in denen Trump seine egoistischen und machtgetriebenen Entscheidungen trifft.


Kritik zu „The Apprentice – The Trump Story“: „Billig und diffamierend“ oder „fair und ausgewogen“?
Bildnachweis: © APPRENTICE PRODUCTIONS ONTARIO INC. / PROFILE PRODUCTIONS 2 APS / TAILORED FILMS LTD / DCM

Sebastian Stan porträtiert Trump in seinen frühen Jahren mit einer Mischung aus Unsicherheit und wachsendem Selbstbewusstsein. Seine Charakterzüge sind dabei auf wenige, markant bekannte Eigenschaften reduziert, die sein Spiel aber auch etwas plakativ machen. Besonders auffällig ist die schleichende Veränderung seiner körperlichen Erscheinung und Gestik im Laufe des Films, die mit Trumps Aufstieg einhergeht. Während Trump immer mehr aus sich herausgeht, fällt Jeremy Strong als Roy Cohn immer mehr in sich zusammen, als würde Trump alles aus ihm heraussaugen, bis schließlich nur noch er übrig bleibt.


Fazit:


Regisseur Ali Abbasi hinterfragt in „The Apprentice – The Trump Story“, inwieweit Trumps Erfolg auf eigenen Ambitionen oder äußeren Kräften beruht und schafft ein Bild über einen der kontroversesesten Politiker und Unternehmer unserer Zeit.


>>> STARTTERMIN: Ab dem 17. Oktober 2024 im Kino.


Weitere Informationen zu „The Apprentice – The Trump Story“:

Genre: Drama

Produktionsjahr: 2023

Laufzeit: 123 Minuten

Altersfreigabe: FSK 12


Regie: Ali Abbasi

Drehbuch: Gabriel Sherman

Besetzung: Sebastian Stan, Jeremy Strong, Maria Bakalova und viele mehr ...


Trailer zu „The Apprentice – The Trump Story“:


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