Netflix strebt mit „Rebel Moon“ nach einem eigenen galaktischen Epos à la „Star Wars“. Schöpfer, Drehbuchautor und Regisseur Zack Snyder, bekannt für sein DCEU-Universe und das erfolgreiche Streaming-Franchise um „Army Of The Dead“ auf Netflix, präsentiert den ersten Teil eines Zweiteilers, der erst der Auftakt eines großangelegten neuen Science-Fiction-Filmuniversum sein soll. Doch bevor es dazu kommt, sollten wir eine Frage klären: Hat „Rebel Moon Teil 1: Kind des Feuers“ auch das Potenzial dazu?
Bildnachweis: © Clay Enos/Netflix
Vor wenigen Tagen feierte der mit Hochspannung erwartete erste Teil von Zack Snyders neuestem Werk „Rebel Moon“ seine Streaming-Premiere auf Netflix. Der von vielen gefeierte Blockbuster-Regisseur setzt nun auf ein ehrgeiziges Science-Fiction-Epos, das nicht nur als eigenständige Erzählung, sondern auch als potenzieller Konkurrent für das „Star Wars“-Franchise gesehen wird.
Das kommt daher, dass der Film ursprünglich als Idee für einen „Star Wars“-Film gedacht war, allerdings von Lucasfilm abgelehnt wurde. Doch nach dem beeindruckenden Erfolg des Zombie-Films „Army of the Dead“, der bereits innerhalb der ersten Woche ein Publikum von 72 Millionen Haushalten erreichte, erhielt Zack Snyder von Netflix die Gelegenheit, sein ambitioniertes Science-Fiction-Epos dennoch zu realisieren.
Bildnachweis: © Clay Enos/Netflix
Dieser erste Teil, betitelt als „Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers“, ist lediglich der Beginn eines umfangreichen Zweiteilers, der in eine Welt voller Intrigen und intergalaktischer Auseinandersetzungen entführt. Doch Snyders Ambitionen enden hier nicht; ein bereits fertiggestellter zweiter Teil sowie zahlreiche weitere Ableger und Vertiefungen des „Rebel Moon“-Universums sind in Planung. Inspiriert von Filmen wie Kurosawas „Die sieben Samurai“ und dem „Star Wars“-Franchise, strebt „Rebel Moon“ an, ein neues umfassendes Science-Fiction-Universum auf Netflix zu etablieren, welches durch verschiedene Medienformate erweitert werden soll. Bevor wir tiefer in die Materie eintauchen, werfen wir einen Blick darauf, wie dieser ambitionierte Anfang überhaupt gelungen ist.
Darum geht es:
In den Weiten des Universums strandet Kora vor Jahren auf dem Mond Veldt. Von den Einheimischen freundlich aufgenommen, ahnen sie dennoch, dass sie eine Gefahr aus einer fernen Welt darstellen könnte. Ihre Befürchtungen bewahrheiten sich, als der grausame Admiral Noble im Auftrag des tyrannischen Herrschers Balisarius auftaucht, entschlossen, Veldt zu unterwerfen. Doch Noble hat nicht mit Kora gerechnet, einer Kriegerin aus seinen eigenen Reihen.
Bildnachweis: © Clay Enos/Netflix
Zusammen mit dem unerfahrenen Bauern Gunnar nimmt Kora den Kampf auf und durchquert das Universum, um Allianzen für eine Rebellion gegen das übermächtige Imperium zu schmieden. Während sie sich auf ihre Mission vorbereiten, wächst die Spannung, denn der Ausgang des Universum-umspannenden Konflikts hängt an einem dünnen Faden. Werden sie genug Verbündete gewinnen und Veldt vor der dunklen Macht von Balisarius retten können?
Die Rezension:
Zack Snyder ist mittlerweile ein Name, der in der Filmindustrie sowohl Bewunderung als auch Kontroverse hervorruft. Doch wie bei vielen Snyderschen Werken ist die Realität komplexer als die Erwartung. Von Anfang an ist klar, dass Snyder visuell atemberaubende Bilder kreieren kann. Sein Gespür für Ästhetik und Detail ist unverkennbar, und in „Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers“ zeigt er erneut seine Fähigkeit, beeindruckende Szenen zu schaffen. Die Welt, die er erschafft, mit ihrem Industriecharme und der von Warhammer inspirierten Ästhetik, ist zweifellos visuell spannend konzipiert – wenngleich keinesfalls originell. Denn hier enden bereits die Lobeshymnen.
Bildnachweis: © Clay Enos/Netflix
Trotz eines beeindruckenden Budgets von 166 Millionen US-Dollar für die ersten beiden Filme erscheint „Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers“ paradoxerweise oft visuell äußerst eingeschränkt. Die Weltraumszenen sind spärlich und die Erkundung verschiedener Planeten und Schauplätze bleibt oberflächlich und generisch.
Dies führt dazu, dass der Film in seinem Umfang und seiner Wirkung recht begrenzt wirkt. Das rührt nicht zuletzt von der eintönigen Darstellung der Welten und Umgebungen her. Wo man erwartet hätte, von einer beeindruckenden Landschaft zur nächsten geführt zu werden, werden wir stattdessen nur graue, tristen Kulissen konfrontiert, die oft schwer voneinander zu unterscheiden sind.
Bildnachweis: © Clay Enos/Netflix
Es ist eine verpasste Gelegenheit, da der Film das Potenzial hatte, uns in eine wirklich neue Science-Fiction-Welt zu entführen. Stattdesen erhalten wir repetitive Ansätze, die bereits vor Jahrzehnten mit weniger Budget besser aussahen. Die technische Umsetzung lässt ebenfalls zu wünschen übrig. Die zu jeder Zeit Endlichkeit ausstrahlenden flachen Hintergründe und die fehlende visuelle Tiefe tragen dazu bei, dass die Welt von „Rebel Moon“ nicht so überzeugend wirkt, wie sie hätte sein können. Auch wenn es Momente von visueller Pracht gibt, können diese nicht die triste Belanglosigkeit ausgleichen, die das gesamte Universum im ersten Film ausstrahlt.
Bildnachweis: © Clay Enos/Netflix
Es gibt schlechtweg zu viele Momente, in denen die digitale Herstellung zu stark ins Auge sticht und eine künstliche Atmosphäre erzeugt. Die Kulissen, die als Rahmen für die Handlung dienen, haben dasselbe Problem. Einige Schauplätze sind detailliert gestaltet und vermitteln eine fremdartig faszinierende Welt, während zu viele eher uninspiriert und begrenzt wirken. Die digitale Entstehung vieler Kulissen wird in einigen Momenten deutlich, was die Illusion einer weitläufigen und komplexen Umgebung trübt. Hier hätte eine sorgfältigere Umsetzung und ein stärkerer Fokus auf praktische Elementen den Film vermutlich bereichert. Die Kostüme hingegen sind ein wahres Highlight in „Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers“, da sie einen tatsächlichen Wiedererkennungswert haben.
Die Kameraarbeit in „Rebel Moon - Teil 1: Kind des Feuers“ ist ebenfalls ein zweischneidiges Schwert, das sowohl visuelle Glanzlichter als auch kritikwürdige Elemente enthält. In bestimmten Szenen offenbart sich die künstlerische Handschrift von Zack Snyder in ihrer ganzen Pracht. Spektakuläre Panoramen und Kulissen werden gekonnt beeindruckend in Szene gesetzt, um die epische Dimension des Films zu unterstreichen.
Bildnachweis: © Clay Enos/Netflix
Jedoch wird diese visuelle Brillanz von Inkonsistenzen und übertriebener Verspieltheit getrübt. Die Kamera neigt dazu, sich in den opulenten Effekten zu verlieren, anstatt eine klare Erzählstruktur zu bewahren. Dies führt zu einer gewissen Distanzierung von den Charakteren und hemmt die emotionale Resonanz, die in Schlüsselmomenten des Films entscheidend wäre.
Snyder scheint gelegentlich zu sehr auf seine visuellen Tricks zu setzen, wodurch die Kameraarbeit nicht immer effektiv zur narrativen Kohärenz beiträgt. Ein weiterer Aspekt, der gerade in „Rebel Moon - Teil 1: Kind des Feuers“ kritikwürdig ist, ist die abgedroschene Mischung aus schnellen Schnitten und zeitlupenartigen Sequenzen.
Selten sah ein Science-Fiction-Himmel weniger echt aus ...
Bildnachweis: © Clay Enos/Netflix
Obwohl Snyders charakteristischer Stil diese Technik oft gekonnt einsetzt, wirkt sie in „Rebel Moon“ oft in erster Linie anstrengend. Die Balance zwischen dynamischer Action und verlangsamten Sequenzen scheint gelegentlich das Erzähltempo zu stören, was zur insgesamt fragmentierten Wirkung beiträgt.
Die Handlung von „Rebel Moon - Teil 1: Kind des Feuers“ präsentiert sich als ein klassisches Epos, das klar in Protagonist und Antagonist untergliedert. Zack Snyder begründet die klare Aufteilung in Gut und Böse damit, dass Zuschauende sonst die Übersicht in seinem großen Science-Fiction-Universum verlieren würden. Jedoch ist die bisher gezeigte Welt weder sonderlich groß noch komplex und so hätten ein paar Grautöne in der Figurenzeichnung und Entwicklung sicherlich nicht geschadet, da die hier gezeigten stereotypen Abziehbilder eines Fantasy-Film-Ensembles wenig fesselnd agieren.
Auch der Vorwurf, dass der gesamte Film ein Abbild seiner zahlreichen, wenig subtil eingewobenen Inspirationen ist, lässt sich leider nicht vollständig von der Hand weisen. Es ist zwar durchaus akzeptabel, sich von anderen Werken inspirieren zu lassen. Jedoch sind die Elemente so offensichtlich und einfach den jeweiligen Vorlagen zuzuordnen, dass sich die Frage aufdrängt, wie es Zack Snyder, der nach eigener Aussage viele Jahre an der Entwicklung der Geschichte arbeitete, nicht gelungen ist, mehr eigene kreative Elemente in die legendären Inspirationsquellen einzuflechten, zumal ein direkter Vergleich nicht nur inhaltlich sondern auch visuell eine Ofenbarung ist.
Bildnachweis: © Clay Enos/Netflix
So sind gerade auch die klischeehaften Dialoge ermüdend, denn die Prämisse hätte das Potential gehabt, komplexe politische Intrigen, zwischenmenschliche Beziehungen und epische Schlachten zu verweben. Anstatt authentische und nuancierte Gespräche zu präsentieren, sind viele Dialoge vorhersehbar und stellenweise fast lächerlich. Dies ist besonders bedauerlich, da der Film über eine talentierte Besetzung verfügt, die durch die mangelnde Qualität der Dialoge stark eingeschränkt wird.
Gerade Sofia Boutella bleibt im runterratternden Sein als stählerne Heldin tragisch unterfordert und es deutet sich nur stellenweise an, was sie schauspielerisch aus Kora hätte entwickeln können, wenn die Figur wirklich emotional gefordert worden wäre. Sinnbildich hierfür ist ihr eigentlich emotionaler Expositionsmonolog viel zu hölzern formuliert. Ansonsten kommen aus ihrem Mund größtenteils bedeutungsschwangere Floskeln, die eher wie Sprüche aus einem Motivationskalender als wie Dialog wirken.
Bildnachweis: © Clay Enos/Netflix
Fazit:
So ist „Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers“ leider ein Film, der trotz seiner ambitionierten Prämisse und der Zusammenarbeit von Zack Snyder und Netflix sehr weit hinter den Erwartungen zurückbleibt. Zwar bietet der erste Film zweifellos einen Hauch von epischer Science-Fiction-Atmosphäre, der jedoch durch viele Mängel nahezu weggeweht wird. Visuell verspielt und oft überladen, verliert der Film den Fokus auf seine Charaktere und erstickt in flachen Dialogen. Das World-Building bleibt uninspiriert, obwohl die Kostüme überzeugen. Trotz einiger starker Momente und einer vielversprechenden Prämisse kann der Film seine Schwächen nicht kaschieren. Es bleibt zu hoffen, dass zukünftige Teile oder Versionen dieses Universums mehr zu bieten haben werden – nicht nur in den Actionsequenzen …
4 von 10 Punkten
„Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers“ ist seit dem 22. Dezember 2023 auf Netflix verfügbar.
Comments