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Kritik zu „Monkey Man“: Roh, intensiv und ungeschliffen

Mit „Monkey Man“ feiert Dev Patel sein Regiedebüt und erzählt die Geschichte von Kid, einem jungen Kämpfer im Untergrund,  der in einem brutalen Untergrund-Fight-Club um seine Rache kämpft, während er gegen die Schatten seiner traumatischen Vergangenheit antritt.


Kritik zu „Monkey Man“: Roh, intensiv und ungeschliffen
Bildnachweis: © Universal Studios. All Rights Reserved.

Dev Pate hat sich seit seinen frühen Erfolgen in Produktionen wie „Skins“ und „Slumdog Millionär“ als vielseitiges Talent etabliert. Doch neben der Schauspielerei strebt Patel nach mehr: Bereits 2018 kündigte er sein Regiedebüt  „Monkey Man“ an, in dem er nicht nur die Hauptrolle übernahm, sondern auch als Co-Autor und Produzent fungierte. Nach jahrelangen Verzögerungen und zahlreichen Herausforderungen auf dem Weg zur Fertigstellung, darunter technische Probleme und pandemiebedingte Einschränkungen, steht der Film nun endlich kurz vor seiner Veröffentlichung.


Was ursprünglich als ambitioniertes Indie-Projekt begann, wurde durch die Unterstützung des Filmemachers Jordan Peele auf eine neue Ebene gehoben. Peele erkannte das Potenzial des Films und sorgte nicht nur für die letzten Feinschliffe in Schnitt und musikalischer Untermalung, sondern sicherte auch den Kinovertrieb durch Universal, da der Film zuvor an Streaming-Dienst Netflix gehen sollte.


Darum geht es:


Kid, ein junger Mann, dessen Leben von Gewalt und Schmerz geprägt ist, kämpft sich Woche für Woche in einem brutalen Untergrund-Fight-Club durch, verborgen hinter einer Affenmaske. Doch seine Kämpfe dienen einem höheren Zweck: Rache. Als Kind musste er hilflos mitansehen, wie seine Mutter Neela von einem Polizisten ermordet wurde, während sein Heimatdorf niedergebrannt wurde. Der Mörder von damals ist nun Polizeichef und genießt die Annehmlichkeiten des luxuriösen King's Club – dem Edel-Bordell, in dem Kid nun heimlich eine Stelle angenommen hat.


Kritik zu „Monkey Man“: Roh, intensiv und ungeschliffen
Bildnachweis: © Universal Studios. All Rights Reserved.

Im King's Club verschwimmen die Grenzen zwischen Macht, Sünde und Vergeltung. Kid plant seine Rache inmitten einer Welt aus Dekadenz und Korruption. Der Mann, den er einst fürchtete, wird sein Ziel. Während Kid sich in dieser brodelnden Unterwelt immer tiefer verfängt, nähert sich der Moment der Abrechnung, und ein blutiger Pfad der Rache beginnt. Wird es Kid gelingen, sich seinem Erzfeind zu stellen und das Trauma seiner Vergangenheit zu überwinden?


Die Rezension:


Dev Patels Regiedebüt „Monkey Man“ wurde im Vorfeld immer wieder als „John Wick in Mumbai“ beschrieben, doch diese Einkategorisierung wird dem Film nur bedingt gerecht. Der Vergleich mag auf den ersten Blick naheliegen, da beide Filme einen Rachethriller erzählen, in dem ein Mann gegen ein scheinbar übermächtiges System kämpft. Doch während „John Wick“ die Geschichte eines Mannes erzählt, der seinen Hund rächen will, geht „Monkey Man“ viel tiefer. Der Film handelt von einem gebrochenen Menschen, der nicht nur gegen persönliche Verluste, sondern gegen das Kastensystem, soziale Ungerechtigkeit und religiöse Unterdrückung ankämpft.


Kritik zu „Monkey Man“: Roh, intensiv und ungeschliffen
Bildnachweis: © Universal Studios. All Rights Reserved.

Im Zentrum des Films steht „Kid“, ein namenloser Boxer, der in einer korrupten Gesellschaft aufwächst, die von religiösem Fanatismus und sozialer Ungerechtigkeit durchdrungen ist. In der indischen Mythologie symbolisiert der Affengott Hanuman Stärke, Mut und Loyalität. Im Film trägt der Protagonist eine Affenmaske, die nicht nur als Schutzschild dient, sondern auch als Symbol für seine eigene Suche nach Stärke und Gerechtigkeit in einer Welt, die ihn systematisch unterdrückt. Die Parallelen zu Hanuman sind offensichtlich: Der Protagonist verkörpert die Eigenschaften des Gottes, kämpft gegen die Unterdrücker und versucht, ein Gleichgewicht zwischen Menschlichkeit und animalischen Instinkten zu finden. Doch während Hanuman in der Mythologie als heldenhafte Figur dargestellt wird, ist Patels „Kid“ eine gebrochene Seele, deren Handlungen oft von Rache getrieben sind, statt von Mitgefühl.


Die Actionsequenzen sind roh und intensiv, die Kämpfe kompromisslos, was hervorragend zur düsteren Stimmung des Films passt. Statt auf exzessive Special Effects zu setzen, bleibt „Monkey Man“ in seinen Kampfsequenzen bodenständig und realistisch. Das verleiht dem Film eine gewisse Härte, die sich in den physisch spürbaren Konfrontationen widerspiegelt. Auch die Vielseitigkeit der Kampfstile trägt zur Spannung bei: Vom Faustkampf über den Einsatz von improvisierten Waffen bis hin zu akrobatischen Moves bietet der Film eine breite Palette an Action. Zudem finden Kämpfe oft an Orten statt, die aktiv in das Geschehen einbezogen werden – sei es eine beengte Seitengasse, eine verlassene Fabrikhalle oder das Dach eines Hochhauses. Diese räumliche Dynamik verleiht den Auseinandersetzungen zusätzliche Spannung, da sie die Kämpfer zwingt, ihre Umgebung kreativ zu nutzen.


Kritik zu „Monkey Man“: Roh, intensiv und ungeschliffen
Bildnachweis: © Universal Studios. All Rights Reserved.

Auch die Musikuntermalung verstärkt die Intensität der Actionsequenzen, indem sie sich rhythmisch an den Verlauf der Kämpfe anpasst und emotional mitreißt. Dev Patel, der nicht nur als Regisseur fungiert, sondern auch die Hauptrolle spielt, beweist dabei bemerkenswertes körperliches Geschick. In den Kampfszenen wird deutlich, wie viel Arbeit in die Vorbereitung geflossen ist. Die Bewegungen sind fließend und gut aufeinander abgestimmt, wobei der Fokus auf Nahkämpfen liegt, die sowohl physische Kraft als auch Geschicklichkeit erfordern. Die Kamera fängt die Kämpfe dabei aus nächster Nähe ein, sodass man förmlich in das Geschehen hineingezogen wird. Dies verleiht den Kämpfen eine ungeschliffene Authentizität, die in herkömmlichen Hollywood-Produktionen oft fehlt.


Doch die Kamera schwenkt häufig doch so hektisch und wechselt so rasant die Perspektiven, dass es auch zu einem gewissen Chaos führt. Besonders in den intensiveren Kampfszenen und einer Verfolgungsjagd geht manchmal die Übersicht verloren, was es für den Zuschauenden erschwert, die Bewegungen der Figuren zu verfolgen und die Schlagabfolge nachzuvollziehen. Ein ausgewogenerer Einsatz von statischen und sich bewegenden Einstellungen hätte der visuellen Gestaltung nicht geschadet.


Kritik zu „Monkey Man“: Roh, intensiv und ungeschliffen
Bildnachweis: © Universal Studios. All Rights Reserved.

„Monkey Man“ setzt sich intensiv mit der Thematik der Rache auseinander. Aus psychologischer Sicht führt Rache selten zu einer wirklichen Befreiung oder Heilung, sondern verstärkt oft nur den inneren Schmerz. Der Film verdeutlicht dies durch die Entwicklung seines Protagonisten, der sich immer tiefer in einen Strudel aus Gewalt und Vergeltung begibt, ohne dabei wirklich Frieden zu finden. Die Frage, ob Rache jemals eine gerechtfertigte Form der Selbstermächtigung sein kann, zieht sich durch den gesamten Film. In einem Land wie Indien, wo das Kastensystem noch immer viele Menschen in Armut und Perspektivlosigkeit hält, könnte man Rache als einen Akt der Rebellion gegen jahrhundertelange Unterdrückung sehen. Doch der Film bleibt ambivalent. Statt einer klaren Antwort liefert Patel ein düsteres Porträt eines Mannes, der zwischen Vergeltung und Erlösung hin- und hergerissen ist.


Doch auch wenn Dev Patels Protagonist eine vielversprechende Exposition erhält, die von Trauma und Rache geprägt ist, bleibt seine Persönlichkeitsentwicklung im Laufe des Films stark unterentwickelt. Es fehlt an emotionalen Anknüpfungspunkten, die es dem Publikum ermöglichen würden, tiefer in seine Gefühlswelt einzutauchen. Besonders die Kindheitsszenen, in denen der Verlust seiner Mutter mehrfach wiederholt wird, hätten kürzer oder subtiler eingebunden werden können. Diese Szenen machen zwar die innere Zerrissenheit von Kid deutlich, tragen jedoch nicht genug zur Dynamik der Handlung bei und verlangsamen den Erzählfluss erheblich.


Kritik zu „Monkey Man“: Roh, intensiv und ungeschliffen
Bildnachweis: © Universal Studios. All Rights Reserved.

Ein strafferer Schnitt und eine stärkere Konzentration auf das Hier und Jetzt hätten dem Film gutgetan und die Intensität der Handlung erhöht. Anstatt Kid als vielschichtigen Antihelden zu zeigen, reduziert der Film ihn auf eine eindimensionale Figur, deren Motivation zwar nachvollziehbar, aber zu einfach gestrickt ist. Auch die Nebenfiguren bleiben größtenteils blass und werden nur in groben Zügen charakterisiert, was ihnen jegliche Tiefe nimmt.


Indien, das geografische und kulturelle Setting des Films, spielt eine zentrale Rolle in „Monkey Man“. Obwohl die Geschichte in einer fiktiven Stadt spielt, wird die Realität des Landes schonungslos dargestellt. Die Kluft zwischen den Reichen und den Armen, die brutale Polizeigewalt, die patriarchalischen Strukturen und das Kastensystem sind allgegenwärtig. Besonders beeindruckend ist die Darstellung der Unterdrückung der Dalits, der sogenannten „Unberührbaren“. Patel nutzt diese realen Missstände, um eine tiefere Ebene in den Film einzufügen. Diese politischen Untertöne, sind zwar mutig und bieten Potenzial, aber werden oft nur oberflächlich behandelt. Statt einer tiefgehenden Analyse der sozialen Missstände wird die Thematik meist nur als Hintergrundfolie für die Rachegeschichte genutzt.


Dev Patel am Set von „Monkey Man“:

Kritik zu „Monkey Man“: Roh, intensiv und ungeschliffen
Bildnachweis: © Universal Studios. All Rights Reserved.

Ein weiteres zentrales Thema des Films ist der religiöse Fanatismus, der von den Eliten genutzt wird, um die Massen zu manipulieren. Der Hauptantagonist nutzt seine politische Macht, um die Armen durch religiöse Angst und Hassreden zu kontrollieren. Dieser Aspekt des Films könnte als Kommentar auf die politische Landschaft Indiens gelesen werden, wo religiöse Spannungen oft von Politikern geschürt werden, um ihre Macht zu festigen. Besonders die Verbindungen zwischen Religion und Politik in Indien, die im Film thematisiert werden, spiegeln reale Missstände wider.


In der Realität werden religiöse Symbole und Mythen oft verwendet, um politische Agenden zu legitimieren und Menschen in Schach zu halten. In „Monkey Man“ wird Baba Shakti als eine kultartige Figur dargestellt, die blind verehrt wird – eine universelle Kritik an der Instrumentalisierung von Religion in der Politik. Die religiöse Symbolik im Film, insbesondere die Rolle von Hanuman, geht jedoch über bloße Kritik hinaus. Hanuman steht in der indischen Mythologie nicht nur für Kraft, sondern auch für Hingabe und Selbstlosigkeit.


Kritik zu „Monkey Man“: Roh, intensiv und ungeschliffen
Bildnachweis: © Universal Studios. All Rights Reserved.

Diese Dualität wird auch in der Entwicklung des Protagonisten reflektiert. Während er sich zunächst nur von Rache leiten lässt, wird im Verlauf des Films deutlich, dass sein Kampf auch ein symbolischer ist – ein Kampf um die Wiederherstellung von Gerechtigkeit in einer Welt, die ihn und viele andere zu lange ignoriert hat. Doch anders als Hanuman bleibt Kid in einem Zwiespalt zwischen seinem Wunsch nach Vergeltung und seiner Suche nach Erlösung gefangen.


Fazit:


Trotz beeindruckender Action und einer spannenden indischen Mythologie bleibt die Charakterentwicklung flach und die Handlung streckenweise überladen. Dev Patels Regiedebüt „Monkey Man“ zeigt viel Potenzial, findet aber nicht ganz die Balance zwischen Actionthriller und sozialkritischem Drama.

>>> STARTTERMIN: Ab dem 4. April 2024 im Kino.


Weitere Informationen zu „Monkey Man“:

Genre: Action, Thriller, Drama

Produktionsjahr: 2023

Laufzeit: 122 Minuten

Altersfreigabe: FSK 18


Regie: Dev Patel

Drehbuch: Dev Patel, Paul Angunawela und John Collee

Besetzung: Dev Patel, Sikandar Kher, Sharlto Copley und viele mehr ...


Trailer zu „Monkey Man“:


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