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Kritik zu „Immer wieder Dienstag“: Mit Herz und Humor serviert

40 Jahre Ehe – und ausgerechnet am Hochzeitstag entdeckt man den Betrug des Partners. Was wie der Beginn eines aufwühlenden Dramas klingt, ist bei „Immer wieder Dienstag“ jedoch der Auftakt zu einer völlig anderen Geschichte.


Kritik zu „Immer wieder Dienstag“: Mit Herz und Humor serviert
Bildnachweis: © Anders Nicander / Anagram Sweden

Annika Appelin, geboren 1963 im südschwedischen Hässleholm, hat sich über Jahrzehnte hinweg einen Namen in der schwedischen Film- und Fernsehlandschaft gemacht. Als Regieassistentin und Drehbuchverantwortliche war sie an zahlreichen renommierten Produktionen beteiligt, von „Die tätowierte Witwe“ bis zu „Die Brücke: Transit in den Tod“. Mit ihrem ersten großen Kinofilm „Immer wieder Dienstag“ tritt sie nun in eine neue Rolle – als Regisseurin eines Kinospielfilms, der ein bisher auf der großen Leinwand oftmals etwas vernachlässigtes Thema aufgreift: das Altern und explizit die Träume und Wünsche älterer Frauen. Appelin wollte bewusst mit dem Klischee brechen, dass ältere Frauen in Filmen oft nur traurig und bemitleidenswert dargestellt werden.


Darum geht es:


Es sollte eine fröhliche Feier zum 40. Hochzeitstag werden, doch Karin entdeckt, dass ihr Mann Sten sie betrügt. Am Boden zerstört, trifft sie zufällig ihre frühere Schulfreundin Monika, und nach einem ausgelassenen Abend beschließen sie zusammen mit Freundin Pia, einen Kochkurs bei Spitzenkoch Henrik zu besuchen. Obwohl Henrik zunächst abweisend ist, findet er bald Gefallen an Karins Kochkunst – und an ihr. Gleichzeitig schmieden die drei Freundinnen Pläne für einen Catering-Service. Bei der Geburtstagsfeier von Karins Tochter eskaliert die Situation, und Karin steht vor der Frage, wie sie ihr Leben neu ordnen soll.


Die Rezension:


Die Zutaten für eine gute romantische Komödie liegen bereit: ein Neuanfang mit über 60, die Schwierigkeiten des Ehelebens und der Selbstfindung sowie die eine oder andere charmante Nebenfigur. Doch wie in der Küche gilt auch hier: Es kommt auf die Zubereitung an. Regisseurin Annika Appelin, die zuvor als Regieassistentin und in einigen Kurzfilmprojekten Erfahrung gesammelt hat, setzt mit „Immer wieder Dienstag“ auf ein bewährtes Rezept – leichte Unterhaltung, die mit Herz, Humor und einer Prise Nostalgie abgeschmeckt ist.


Kritik zu „Immer wieder Dienstag“: Mit Herz und Humor serviert
Bildnachweis: © Anders Nicander / Anagram Sweden

In der Eröffnungsszene wird schnell klar, dass dieser Film keine experimentelle Delikatesse sein will. Hier erwartet uns keine tiefgründige Auseinandersetzung mit den großen Lebensfragen, sondern eine wohldosierte Mischung aus sanfter Komik und einem vorhersehbaren, aber charmanten Plot. Jedes Problem, das in der Handlung aufgeworfen wird, löst sich fast so schnell, wie man es in einer pfannenfertigen Mahlzeit erwarten würde – keine schweren, lang anhaltenden Aromen, sondern leichte Kost für einen entspannten Filmabend. Appelins Inszenierung erinnert an ein Menü, bei dem jedes Gericht akkurat präsentiert wird, ohne den Zuschauenden zu überfordern.


Die Handlung folgt dem Pfad der Hauptfigur Karin, die nach 40 Jahren Ehe ihren eigenen Weg sucht und dabei den romantischen Versuchungen zwischen ihrem Ehemann Sten und dem charmanten Koch Henrik nachgeht. Doch statt das übliche Rezept einer romantischen Komödie zu verfolgen, bei dem beide Liebespartner gleich viel Aufmerksamkeit erhalten, konzentriert sich die Geschichte stärker auf Karins persönlichen Weg. Dieses „Hauptgericht“ wird dabei von kleinen, appetitlichen Nebenszenen begleitet, die mit sympathischen Nebenfiguren garniert sind.


Kritik zu „Immer wieder Dienstag“: Mit Herz und Humor serviert
Bildnachweis: © Anders Nicander / Anagram Sweden

Während man auf große Überraschungen im Menü verzichten muss, sind es die kleinen, aber gut abgeschmeckten Momente, die das Gericht abrunden. Die Tochter Fredrika, die vor ihrem 40. Geburtstag mit ihrer eigenen Einsamkeit und Zukunftsängsten kämpft, bringt eine interessante zweite Perspektive in den Film – eine Generationenansicht, die eine interessante Ergänzung zum Hauptplot darstellt. Während Karin darüber nachdenkt, ihre langjährige Ehe zu beenden, hat Fredrika Angst, ihre Zukunft als Singlefrau zu verbringen. Was „Immer wieder Dienstag“ aber letztlich zusammenhält, sind die vielen charmanten Szenen, die sich um das Thema Liebe, Freundschaft und Selbstfindung drehen.


Besonders interessant sind die leisen Momente, in denen Annika Appelin ihre Figuren nicht jünger aussehen lässt, sondern ihre Gesichter mit all ihren Linien und Falten zeigt. Es ist eine Geschichte über das Leben jenseits der Jugend, über zweite Chancen und das Akzeptieren dessen, wer man ist. Ganz wie bei einem gut gereiften Wein, der mit der Zeit an Charakter gewinnt, statt seine alten Fehler zu überdecken, finden die Figuren in diesem Film eine besondere Schönheit im Älterwerden.


Kritik zu „Immer wieder Dienstag“: Mit Herz und Humor serviert
Bildnachweis: © Anders Nicander / Anagram Sweden

Teller für Teller werden im Verlauf des Films verlockende Gerichte serviert, die nicht nur den Hunger der Figuren, sondern auch den Appetit der Zuschauer wecken. Auch wenn die Inszenierung des Kochens etwas unkreativ ist, verleihen diese kulinarischen Szenen der Geschichte die richtige Würze und sorgen dafür, dass man am Ende nicht nur mit einem warmen Gefühl im Herzen, sondern auch mit einem leichten Lächeln auf den Lippen zurückbleibt.


Fazit:


„Immer wieder Dienstag“ bietet genau das, was man von einer leichten romantischen Komödie erwartet: Eine Geschichte, die mit Charme und Warmherzigkeit erzählt wird, ohne dabei große Risiken einzugehen. Regisseurin Annika Appelin versteht es, die Themen Neuanfang, Liebe und Selbstfindung auf unterhaltsame Weise zu servieren, auch wenn der Film am Ende etwas klischeehaft auflöst.


6 von 10 Punkten


>>> STARTTERMIN: Ab dem 12. September 2024 im Kino.


Weitere Informationen zu „Immer wieder Dienstag“:

Genre: Tragikomödie, Romanze

Produktionsjahr: 2023

Laufzeit: 102 Minuten

Altersfreigabe: FSK 12


Regie: Annika Appelin

Drehbuch: Anna Fredriksson

Besetzung: Marie Richardson, Peter Stormare, Carina M. Johansson und viele mehr ...


Trailer zu „Immer wieder Dienstag“:


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