Nach seinem Erfolg mit „King Richard“ kehrt Reinaldo Marcus Green mit einem neuen Film auf die große Kinoleinwand zurück. Diesmal steht nicht Tennis im Mittelpunkt, sondern ein Mann mit einer unerschütterlichen Mission von Liebe und Frieden. Doch anders als zuvor ist dieser Mann nicht nur ein Familienoberhaupt, sondern auch ein begnadeter Sänger, der maßgeblich dazu beitrug, eine neue Musikrichtung populär zu machen.
Nach „Bohemian Rhapsody“ über Freddie Mercury von der britischen Rockband Queen und „Rocketman“ über Elton John, erschien nun ein weiter Kinofilm, der vom Leben berühmter Musiker berichtet. Nun wird auch das Leben des legendären jamaikanischen Musikers Bob Marley erstmals auf der großen Kinoleinwand verewigt. Die Entstehung dieses Films war ein langer Weg, der bis in die frühen 2000er Jahre zurückreicht, als erste Pläne für ein solches Projekt entstanden. Das noch von Bob Marley gegründete Plattenlabel und Aufnahmestudio Tuff Gong, das heute von Marleys Nachfahren geleitet wird, spielte eine entscheidende Rolle bei der Realisierung dieses Biopics.
Ende der 2010er Jahre intensivierten sie die Bemühungen, das Projekt voranzutreiben, und suchten aktiv nach talentierten Filmemachern und Darstellern. Dabei lag ihr Fokus darauf, die innere Unsicherheit und emotionale Seite von Bob Marley im Film herauszustellen, um dem Publikum eine neue Perspektive auf den legendären Musiker zu bieten. Marleys Witwe Rita sowie seine beiden Kinder Ziggy und Cedella schlossen sich dem Projekt auch bald an und produzierten den Film maßgeblich mit. Verschiedene Regisseure und Darsteller wurden im Laufe der Jahre in Betracht gezogen, bevor das Projekt schließlich in die Hände von Regisseur Reinaldo Marcus Green und dem talentierten Schauspieler Kingsley Ben-Adir als Bob Marley fiel.
Bob Marley war weit mehr als nur ein Musiker. Als eine der prägendsten Figuren des 20. Jahrhunderts setzte er sich nicht nur für seine Kunst ein, sondern auch für soziale Gerechtigkeit und spirituelle Befreiung. Von seinen bescheidenen Anfängen in Jamaika bis hin zu seinem internationalen Ruhm war sein Leben geprägt von einer tiefen Verbindung zur Rastafari-Bewegung und einem unbeirrbaren Engagement für die Botschaft der Einheit und Liebe. Auch Bob Marleys einzigartige Musik schrieb Geschichte und popularisierte Reggae maßgeblich. Entstanden Ende der 1960er-Jahre, verbreitete sich der Stil rasch von Großbritannien aus international. Seit 2018 gilt jamaikanischer Reggae als Immaterielles Kulturerbe.
Die Dreharbeiten für „Bob Marley: One Love“ fanden zwischen Mitte Dezember 2022 und März 2023 an Originalschauplätzen sowohl in London als auch in Marleys Heimat Jamaika statt. In London wurden bedeutende Orte wie Marleys ehemaliger Wohnsitz in Chelsea ausgewählt, um wichtige Kapitel seines Lebens authentisch darzustellen.
Zusätzlich wurden an 26 Drehtagen in Jamaika Aufnahmen gemacht, darunter in der pulsierenden Hauptstadt Kingston, wo Marleys musikalische Reise ihren Ursprung nahm. Angesichts der reichen Geschichte und des Erbes von Bob Marley stellt sich die Frage: Ist aus diesem Film ein würdiges Porträt eines der größten Musiker aller Zeiten entstanden?
Darum geht es:
Im Jahr 1976 tobt auf Jamaika ein politischer Konflikt, der das Land in bürgerkriegsähnliche Unruhen stürzt. Inmitten dieses Chaos beschließt die Reggae-Legende Bob Marley, für Frieden und Einheit einzutreten, indem er ein großes Gratis-Konzert in der Hauptstadt Kingston ankündigt. Doch kurz vor dem geplanten Termin wird das Haus, in dem Marley mit seiner Frau Rita, ihren Kindern und einigen Freunden lebt, von bewaffneten Angreifern gestürmt. Ohne zu zögern, setzen die Angreifer ihre Waffen ein, verletzen mehrere Menschen schwer, aber es gibt zum Glück keine Todesopfer.
Um seine Familie und seine Band zu schützen, beschließt Marley, vorübergehend nach London umzusiedeln. Dort entsteht sein wegweisendes Album „Exodus“, das nicht nur musikalisch, sondern auch in Bezug auf seine Botschaft von Frieden und Liebe eine zentrale Rolle einnimmt und ihn zum globalen Superstar macht. Trotz seines Erfolgs und des internationalen Ruhms findet Marley keine Ruhe. Die Situation in seiner Heimat bleibt prekär und bald wird auch seine eigene Gesundheit zur Herausforderung. Daraufhin entscheidet sich Bob Marley, in seine Heimat zurückzukehren, um ein Konzert zu geben, das unvergesslich für immer bleiben wird.
Die Rezension:
Reinaldo Marcus Greens „Bob Marley: One Love“ ist eine kraftvolle musikalische Hommage an eine muskalische Legende. Der Film fängt die Essenz von Bob Marleys Musik ein und ist wie durchtränkt vom Rhythmus des Reggae. Die Inszenierung der Konzertszenen und Probesequenzen ziehen das Publikum unmittelbar in die mitreißende Energie von Marleys Performances. Die pulsierenden Rhythmen und die mitreißende Stimme lassen uns in einen regelrechten Rausch der Musik eintauchen.
Im Gegensatz zum äußerst kreativen und teilweise experimentellen Ansatz von „Elvis“ wählte Reinaldo Marcus Green für „Bob Marley: One Love“ eine eher konventionelle Inszenierung. Er setzte auf klassische Kameraarbeit sowie authentisches Szenenbild und Kostüme, die uns direkt in die späten 1970er Jahre versetzen. Der Film überzeugt zudem mit herausragendem Sounddesign, insbesondere in den stilsicher inszenierten Konzertsequenzen, wo der atemberaubende Dolby Atmos Sound den Kinosaal zum Vibrieren bringt.
Der Film schafft es, die Strahlkraft von Marleys Musik einzufangen und in den Vordergrund zu stellen: Von Anfang an wird Bob Marley nicht nur als Musiker, sondern als kulturelle Ikone und spiritueller Führer präsentiert. Seine Dreadlocks, seine tiefe Verbindung zur Rastafari-Bewegung und sein musikalisches Erbe werden als zentrale Elemente seines Wesens hervorgehoben. Kingsley Ben-Adir überzeugt dabei auch zweifellos in der Rolle des Bob Marley und bringt dessen Charisma und Leidenschaft auf die Leinwand. Seine Leistung ist kraftvoll und lässig zugleich – er verleiht Marley eine magnetische Präsenz auf der Leinwand. Doch wenn er singt, hören wir nicht Kingsley Ben-Adir. Denn in der Postproduktion haben sich die Macher entschieden, doch Marleys Originalstimme darüberzulegen.
Doch während die Musik in all ihrer Pracht gefeiert wird, bleibt die Darstellung des Mannes hinter der Legende – Bob Marley selbst – etwas zu oberflächlich. Der Film konzentriert sich stark auf Marleys musikalisches Erbe und seine Rolle als Botschafter des Reggae, während seine persönlichen Kämpfe und inneren Konflikte nur am Rande angedeutet werden.
Die Darstellung von Marleys politischem und spirituellem Engagement wird dadurch etwas vereinfacht gezeigt. Der Film zeigt zwar, wie Marley sich für die Rechte der Unterdrückten einsetzte und seine Musik als Werkzeug für soziale Veränderung nutzte, aber es fehlt an Tiefe und Nuance in der Darstellung seiner Überzeugungen und Ideale, wodurch dem Film der Tiefgang fehlt, um das vielseitige Bild von Bob Marley zu zeichnen. Bandinterne Konflikte und familiäre Probleme werden zwar angedeutet, aber nicht vertieft. Obwohl der Film Marleys uneheliche Kinder und seine Eheprobleme anspricht, werden seine Fehler und Schwächen weitgehend beschönigt.
So bleibt ein Film, der versucht, ein idealisiertes Bild von Marley als unfehlbare Ikone aufrechterhalten, anstatt ihn als komplexen und widersprüchlichen Menschen darzustellen. Marley wird als nahezu unfehlbare Lichtgestalt in Dreadlocks präsentiert, dessen Musik alles überstrahlt, was hinter den Kulissen geschieht. Da ist die intimste Szene auch eine musikalische, in der Marley allein mit seiner Gitarre den „Redemption Song“ spielt. In diesem Moment wird die Verletzlichkeit und die innere Stärke von Marley auf berührende Weise eingefangen.
Fazit:
„Bob Marley: One Love“ ist eine kraftvolle musikalische Hommage an die wohl größte Reggae-Legende, die Marleys Essenz einfängt, aber seine persönlichen Kämpfe nur oberflächlich behandelt. Dennoch vermag es Kingsley Ben-Adir, mit seiner charismatischen Verkörperung von Marley das Publikum mitzureißen und innerhalb der 108 Minuten Laufzeit die Faszination der Reggae-Musik auf der großen Leinwand zu zelebrieren.
6 von 10 Punkten
>>> STARTTERMIN: Ab dem 15. Februar 2024 im Kino.
Weitere Informationen zu „Bob Marley: One Love“:
Genre: Biopic, Drama
Produktionsjahr: 2023
Laufzeit: 105 Minuten
Altersfreigabe: FSK 12
Regie: Reinaldo Marcus Green
Drehbuch: Reinaldo Marcus Green, Zach Baylin
Besetzung: Kingsley Ben-Adir, Lashana Lynch, James Norton und viele mehr ...
Trailer zu „Bob Marley: One Love“:
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