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Kritik zu „Another German Tank Story“: Skurille Ästhetik der Bedeutungslosigkeit

  • Autorenbild: Toni Schindele
    Toni Schindele
  • 7. Apr.
  • 3 Min. Lesezeit

Hollywood kommt ins Dorf – oder etwa doch nicht? Jannis Alexander Kiefers Langspielfilmdebüt „Another German Tank Story“ spielt mit der Frage, was passiert, wenn große Träume auf kleine Realitäten treffen.


Kritik zu „Another German Tank Story“: Skurille Ästhetik der Bedeutungslosigkeit
Bildnachweis: © Filmperlen / Adam Graf

Manchmal ist es das unscheinbare Dorf, das den Blick auf eine ganze Gesellschaft eröffnet. Jannis Alexander Kiefer hat sich genau dieser Perspektive verschrieben: Aufgewachsen auf dem Bauernhof seiner Familie, machte er früh Erfahrungen in der Medienwelt und sorgte mit kurzen, prägnanten Filmen wie „Comments“ und „Kollegen“ für Aufsehen. Nun wagt er mit „Another German Tank Story“ seinen ersten Sprung auf die Langfilmbühne und entführt uns in das fiktive Wiesenwalde – ein Ort, der stellvertretend für die Ängste, Hoffnungen und Sehnsüchte vieler Menschen sein soll.


Darum geht es:


In Wiesenwalde ist plötzlich alles möglich – zumindest, wenn man Bürgermeisterin Susanne glaubt. Eine US-amerikanische Serie über den Zweiten Weltkrieg wird im verschlafenen Dorf gedreht und Susanne sieht ihre große Chance, Wiesenwalde auf die Landkarte zu katapultieren. Während ihr führerscheinloser Sohn Tobi die Filmcrew chauffiert, kehrt Ex-Freund Bert mit großen Reporterträumen zurück, Rosi plant im Stillen ihre letzte große Inszenierung und Wolffi hofft auf den Hollywood-Durchbruch.


Die Rezension:


Auf den ersten Blick wirkt diese Komposition wie eine schräge Provinzposse: Ein kleines Dorf, irgendwo in Brandenburg verortet, dient als Schauplatz einer skurril anmutenden Begegnung zwischen Einheimischen und einer Filmcrew, die eine vermeintlich großen Hollywood-Serie mit militärhistorischem Hintergrund dreht. Genau in dieser Kollision von Kleinstadtleben und vermeintlichem Blockbuster-Flair entfaltet sich eine Handlung, die zwischen melancholischer Realismusbetrachtung und absurd-ruhigem Humor mäandert. Inhaltlich thematisiert der Film eine Reihe von Personen, die allesamt in ihrer jeweiligen Lebenssituation verharren und scheinbar vergeblich auf einen Impuls warten – auf etwas, das sie aus dem provinziellen Gleichmaß reißen könnte.  


Kritik zu „Another German Tank Story“: Skurille Ästhetik der Bedeutungslosigkeit
Bildnachweis: © Filmperlen / Adam Graf

Solche Einfälle deuten auf subversive Potenziale hin und verleihen dem Film eine gewisse Schärfe, die jedoch nicht mit großer Vehemenz forciert wird. Stattdessen huschen diese Motive vorbei wie Geister, deren Präsenz zwar für kurze Irritationen sorgt, deren tiefere Wirkung aber oft versickert, weil die Erzählung nicht konsequent in die Tiefe drängt. Auffallend ist zunächst die gestalterische und atmosphärische Herangehensweise des Regiedebütanten, der in Zusammenarbeit mit dem Kamerateam ein sehr reduziertes Farbspektrum nutzt: Die Bilder sind nahezu farbentsättigt und schaffen damit eine fast monochrome Trübe, die das dörfliche Setting zusätzlich in eine merkwürdige Zwischenwelt rückt.


Diese betont trostlose Optik verleiht dem Film von Beginn an eine stille Schwere, in der die Existenz der Figuren wie eingefroren wirkt. Man wähnt sich beinahe in einer anderen Zeit, was durch kleine Details noch verstärkt wird – etwa durch deutliche Überreste aus der DDR-Ära oder durch verstaubte Andenken an längst vergangene Epochen. Dass inmitten dieses Ortes angeblich ein Star-Ensemble eine gigantische Panzerszene dreht, gibt dem Ganzen eine surreale Note, die zwar Raum für Humor schafft, jedoch eher in lakonischen Pointen mündet statt in derben Klamauk. Gerade diese Unsichtbarkeit der großen Welt hinter Betonmauern und Drehortabsperrungen steigert die ironische Distanz, mit der das Geschehen erzählt wird: Aus der Perspektive der Provinz erscheinen Filmstars wie unerreichbare Fabelwesen, die nur kurz in Limousinen auftauchen und ebenso schnell wieder verschwinden.


Dadurch entsteht ein Paralleluniversum, das man spürt, aber nur schemenhaft erblicken kann. Dieses Spiel mit Ungewissheiten lässt Raum für Humor, der jedoch nie in ausgelassenen Spott umschlägt, sondern vielmehr als stilles Schmunzeln unter der Oberflächenträgheit weiterköchelt. Bei aller Komik bleibt „Another German Tank Story“ aber keineswegs eine burleske Dorfklamotte. Vielmehr schlägt der Film einen gleichmäßig ruhigen, bisweilen melancholischen Ton an. Man schaut auf Konstellationen, in denen sich Sehnsüchte, Resignation und eine beinahe teilnahmslose Eigenart vermischen.


Kritik zu „Another German Tank Story“: Skurille Ästhetik der Bedeutungslosigkeit
Bildnachweis: © Filmperlen / Adam Graf

So wird das Geschehen weniger zu einer klaren Geschichte mit Spannungsaufbau, sondern eher zu einer Collage verschiedener Alltagsmomente, unterlegt von einer latent satirischen Grundhaltung. Wer sich ein dynamisches Handlungskonstrukt mit dramaturgischen Höhepunkten erhofft, könnte allerdings enttäuscht sein: Oft bleibt der Erzählfluss stehen, die Subplots verharren in ihrer eigenen Bedeutungslosigkeit oder laufen schlicht im Sand. Dieses bewusste Weglassen jeder konventionellen Dramaturgie kann man als künstlerische Entscheidung würdigen – oder aber als Manko.


Fazit:


Etwas träge, aber oft augenzwinkernd ist „Another German Tank Story“ weniger ein klassischer Unterhaltungsfilm, als vielmehr ein Stimmungsbild einer ostdeutschen Provinz. Doch das immer wieder aufblitzende Potenzial schöpft die ohne wirkliche Dramaturgie auskommende Collage zu keinem Zeitpunkt aus.


>>> STARTTERMIN: Ab dem 10. April 2025 im Kino.


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Weitere Informationen zu „Another German Tank Story“:

Genre: Komödie, Drama

Laufzeit: 96 Minuten

Altersfreigabe: FSK 0


Regie: Jannis Alexander Kiefer

Drehbuch: Jannis Alexander Kiefer, Theresa Weininger

Besetzung: Meike Droste, Monika Lennartz, Johannes Scheidweiler und viele mehr ...


Trailer zu „Another German Tank Story“:


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