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Kritik zu „Alles für die Katz – Neun Leben sind nicht genug“: Von egoistisch zu empathisch

In „Alles für die Katz – Neun Leben sind nicht genug“ von Chris Jenkins begibt sich Kater Beckett auf eine humorvolle Reise voller Verwandlungen und lehrreicher Erkenntnisse.


Kritik zu „Alles für die Katz – Neun Leben sind nicht genug“: Von egoistisch zu empathisch
Bildnachweis: © 10 Lives Productions / Wild Bunch Germany, 2024

Chris Jenkins hat in seiner über 30-jährigen Laufbahn als Animationsfilmer und Regisseur eine beeindruckende Bandbreite an Projekten umgesetzt, die von Disney-Klassikern bis hin zu innovativen Independent-Produktionen reichen. Seine Karriere begann bei Walt Disney Feature Animation, wo er an ikonischen Filmen wie „Arielle, die Meerjungfrau“ und „Der König der Löwen“ mitwirkte. Später prägte er maßgeblich den Erfolg von Sony Pictures Animation, unter anderem mit „Jagdzeit“ und „Könige der Wellen“, das 2007 eine Oscar-Nominierung als „Bester animierter Spielfilm“ erhielt.


Für seinen neuesten Film ließ sich Jenkins von seiner langjährigen Liebe zu Haustieren inspirieren. Allerdings stand Jenkins bei diesem Projekt auch vor besonderen Herausforderungen: „Alles für die Katz – Neun Leben sind nicht genug“ war eine Independent-Produktion mit begrenztem Budget. Dies zwang ihn dazu, kreative Entscheidungen so zu treffen, dass der Film trotz der finanziellen Einschränkungen seine Magie entfaltet. Jenkins beschreibt den Entstehungsprozess als Balanceakt zwischen künstlerischen Visionen und pragmatischen Lösungen.


Darum geht es:


Beckett, ein verwöhnte Kater, könnte nicht unterschiedlicher sein als seine herzliche Besitzerin Rose. Während Rose als leidenschaftliche Studentin alles daran setzt, die Bienen vor dem Aussterben zu retten, interessiert sich Beckett nur für eines: Futter und Aufmerksamkeit. Mit seinem schüchternen Kätzchenblick hat er es meisterhaft verstanden, sich von den Menschen umsorgen zu lassen. Doch als Roses Ex-Freund Larry auftaucht und Beckett den Rang abzulaufen droht, kann sich der egoistische Kater nicht zurückhalten: Mit einem hinterhältigen Streich versucht er, Larry aus dem Weg zu räumen.


Kritik zu „Alles für die Katz – Neun Leben sind nicht genug“: Von egoistisch zu empathisch
Bildnachweis: © 10 Lives Productions / Wild Bunch Germany, 2024

Doch dieser Plan geht schief, und Beckett verliert sein neuntes und letztes Katzenleben. Doch anstatt im Katzennirvana zu landen, wird Beckett von einer himmlischen Beamtin mit einem unglaublichen Geschenk ausgestattet: Neun neue Leben, aber nicht als Katze, sondern in den Körpern aller möglichen Tiere – vom Hund über die Ratte bis zur Kakerlake. Auf seiner spannenden Reise lernt Beckett, was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen und liebevoll zu sein.


Die Rezension:


Für jüngere Zuschauende ist „Alles für die Katz – Neun Leben sind nicht genug“ in vielerlei Hinsicht spannend und lehrreich. Die Hauptfigur, Beckett, ist keine typische Identifikationsfigur, was den Reiz des Films ausmacht. Er ist eigensinnig, egoistisch und manipulativ, nutzt Menschen aus, um sich Vorteile zu verschaffen. Dieses Verhalten mag auf den ersten Blick wenig heldenhaft erscheinen, bietet aber eine ideale Grundlage für seine Entwicklung im Laufe des Films. Von einem selbstbezogenen Opportunisten entwickelt er sich langsam zu einer Figur, die lernt, was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen und für andere da zu sein und Mitgefühl zu entwickeln – Eigenschaften, die ihm als selbstsüchtiger, oft trickreicher Kater bisher fremd waren.


Kritik zu „Alles für die Katz – Neun Leben sind nicht genug“: Von egoistisch zu empathisch
Bildnachweis: © 10 Lives Productions / Wild Bunch Germany, 2024

Die Idee, dass Katzen neun Leben haben, ist ein altes, weitverbreitetes Märchen, das hier neu interpretiert wird. Der Film nutzt diese Vorstellung, um Becketts Transformation zu begleiten: Nachdem er seine neun Leben auf oft niederträchtige Weise verbraucht hat, erhält er im Himmel noch eine Chance – allerdings nicht in seiner gewohnten Gestalt. Jede Tierform bringt neue Herausforderungen und Erfahrungen für Beckett mit sich, was nicht nur den Unterhaltungswert des Films steigert, sondern auch tiefere Fragen über das Leben und den Umgang miteinander aufwirft. Ob als Vogel, Hund oder Maus – Beckett muss sich ständig anpassen und lernen, wie er als neues Wesen in einer ihm bekannten, aber doch so fremden Welt zurechtkommt. Diese Wandlungsfähigkeit wird humorvoll und manchmal auch mit einer Prise Tiefgang inszeniert


Obwohl die Animation nicht mit den High-End-Produktionen großer Studios wie Pixar oder Illumination mithalten kann, bringt der Film durch seinen charmanten Stil dennoch eine besondere Atmosphäre mit, auch wenn der detailverliebte Glanz moderner Animationsfilme hier fehlt. Der einfache, aber fröhliche Animationsstil verhindert, dass Kinder von zu vielen visuellen Reizen überfordert werden, was gerade für jüngere Zuschauer ein Vorteil sein kann. Das Setting in Dorset, an der englischen Riviera, trägt maßgeblich zur Stimmung des Films bei.


Kritik zu „Alles für die Katz – Neun Leben sind nicht genug“: Von egoistisch zu empathisch
Bildnachweis: © 10 Lives Productions / Wild Bunch Germany, 2024

Die ruhige, ländliche Landschaft, das gemütliche Cottage von Rose und die lebhafte Küstengemeinde bieten eine stimmungsvolle Bühne für Becketts Abenteuer. Diese Kulisse schafft nicht nur eine heimelige Atmosphäre, sondern verdeutlicht auch die britischen Wurzeln des Films. Kleine Anspielungen auf britische Kultur, wie der Verweis auf die Bienenkönigin und der humorvolle Seitenhieb auf das britische Königshaus, werden insbesondere erwachsenen Zuschauenden ein Schmunzeln entlocken.


Ein bemerkenswerter Aspekt des Films ist die ökologische Botschaft, die neben der persönlichen Reise Becketts immer wieder thematisiert wird. Rose ist Wissenschaftsstudentin und forscht zum Rückgang der Bienenpopulation. Dieses Thema, das aktuell von globaler Relevanz ist, wird auf eine kindgerechte Weise erklärt, ohne den moralischen Zeigefinger zu heben. Kinder lernen, dass Bienen und andere Tiere wichtige Rollen im Ökosystem spielen, und dass ihr Schutz notwendig ist, um das Gleichgewicht in der Natur zu bewahren. Hier gelingt es dem Film, eine Brücke zwischen Unterhaltung und Bildung zu schlagen.


Kritik zu „Alles für die Katz – Neun Leben sind nicht genug“: Von egoistisch zu empathisch
Bildnachweis: © 10 Lives Productions / Wild Bunch Germany, 2024

Obwohl der Film in erster Linie für Kinder gemacht ist, gibt es Momente, in denen die Dialoge und Anspielungen etwas anspruchsvoller werden. So wird zum Beispiel die Zombie-Serie „The Walking Dead“ referenziert – ein Detail, das wohl nur die Eltern verstehen werden, während es für Kinder uninteressant bleibt. Auch einige der verwendeten Begriffe, wie „Soziopath“, sind für ein sehr junges Publikum nicht unbedingt verständlich. Dennoch hält der Film eine Balance zwischen kindgerechtem Humor und tiefergehenden Inhalten, die verschiedene Altersgruppen ansprechen.


Fazit:


„Alles für die Katz – Neun Leben sind nicht genug“ kombiniert einfache aber charmante Animation mit einer unterhaltsamen und zugleich lehrreichen Geschichte über Verantwortung, Mitgefühl und ökologische Themen.


>>> STARTTERMIN: Ab dem 10. Oktober 2024 im Kino.


Weitere Informationen zu „Alles für die Katz – Neun Leben sind nicht genug“:

Genre: Animation, Kinderfilm

Produktionsjahr: 2023

Laufzeit: 88 Minuten

Altersfreigabe: FSK 0


Regie: Christopher Jenkins

Drehbuch: Christopher Jenkins, Karen Wengrod und Ken Cinnamon


Trailer zu „Alles für die Katz – Neun Leben sind nicht genug“:


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