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Interview mit Emily Cox: „Das Unperfekte macht Kunst auch manchmal schön“

Aktualisiert: 13. Mai

Künstliche Intelligenz wird immer wichtiger in unserem Leben – doch während diese Technologien unseren Alltag zunehmend erleichtern, werfen sie auch wichtige Fragen auf, die nun auch im neuen ZDF-Psychothriller „Unsichtbarer Angreifer“ thematisiert werden: Wie viel Technik ist zu viel? Wann wird sie übergriffig? Um diese und weitere Fragen zu diskutieren, habe ich Hauptdarstellerin Emily Cox zum Interview getroffen und mit ihr über die Thematik des Films und die damit verbundenen gesellschaftlichen Implikationen gesprochen.


Interview mit Emily Cox: „Das Unperfekte macht Kunst auch manchmal schön“
Bildnachweis: © ZDF und HARDY BRACKMANN

Während wir uns an Filme wie „Ex Machina“, „Blade Runner“ und „Matrix“ gewöhnt haben, die uns in düstere, apokalyptische Zukunftswelten entführen, wirft der neue ZDF-Film „Unsichtbare Angreifer“ einen deutlich realitätsnäheren Blick auf die Möglichkeiten und Risiken dieser Technologien. Hier wird die Welt der künstlichen Intelligenz nicht als weit entfernte Dystopie dargestellt, sondern als ein nahes Szenario, das bereits heute unsere Realität prägt.


Der Autor des Drehbuchs, Willi Kubica, hat bewusst eine Geschichte geschaffen, die sich im Hier und Jetzt abspielt. Der Film folgt einer modernen, technikaffinen Familie, deren Alltag von intelligenten Geräten und Systemen geprägt ist, die längst keine Science-Fiction mehr sind. Von einem Kühlschrank, der digitale Einkaufslisten auf die Smartwatch schickt, bis hin zu selbstfahrenden Autos und Haushaltsrobotern – die Zukunft ist bereits in ihrem Zuhause angekommen.


Interview mit Emily Cox: „Das Unperfekte macht Kunst auch manchmal schön“
Bildnachweis: © ZDF und Hardy Brackmann, Monika Plura

Im neuen ZDF-Film „Unsichtbarer Angreifer“ taucht Emily Cox nun in eine Rolle ein, die weit entfernt von ihrer Bekanntheit als Teil der erfolgreichen Historiendrama-Serie „The Last Kingdom“ liegt, aber doch nicht allzu weit weg von unserer eigenen Realität. Hier verkörpert sie Emma Turgut, eine Therapeutin und Mutter in einer modernen, technikaffinen Familie. Emma setzt nicht nur im Alltag, sondern auch in ihrer Arbeit als Psychotherapeutin auf smarte Systeme. Sie engagiert sich sogar aktiv bei der Entwicklung einer KI-basierten Therapie-App, um noch mehr Menschen zu helfen. Doch mit dem Beginn der ersten Praxisphase beginnen sich unerklärliche Zwischenfälle mit der vernetzten und omnipräsenten Technik zu häufen, zunächst harmlos, dann jedoch mit ernsten Konsequenzen.


Der Film Journalist: Was hat Sie an der Idee von „Unsichtbarer Angreifer“ gereizt?


Emily Cox: „Das Thema, weil künstliche Intelligenz so wahnsinnig aktuell ist und jetzt gerade erst mehr und mehr in der Gesellschaft ankommt, also mit ChatGPT und all diesen Sachen, die jetzt neu entwickelt werden. Das finde ich total spannend, und dann war meine Figur der Emma Turgut sehr spannend, weil sie eine Frau ist, die selber Abgründe hat, im Grunde an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet, und das finde ich spannend, eine Frau zu spielen, die Therapeutin ist, aber selber sehr große Probleme hat.“


Der Film Journalist: Was macht Emma Turgut aus?


Emily Cox: „Also, sie hat einen großen Drang, anderen Menschen zu helfen, deshalb hat sie bestimmt auch diesen Beruf ergriffen. Sie ist sehr intelligent, offen und fähig, gute Beziehungen zu führen. Sie hat eigentlich eine sehr schöne Beziehung zu ihrem Mann und auch eine glückliche Beziehung zu ihrem Kind, ihrem Sohn, kann sich aber auch sehr stark verbeißen und nicht so gut loslassen.“


Interview mit Emily Cox: „Das Unperfekte macht Kunst auch manchmal schön“
Bildnachweis: © ZDF und Hardy Brackmann

In „Unsichtbarer Angreifer“ findet sich Emma Turgut in einem futuristischen Zuhause wieder, das jeden modernen Wohnstandard übertrifft. Ihr Smart Home, das von der renommierten Firma SAMIRA entwickelt wurde, verkörpert den Inbegriff der Technologieintegration im Alltag. Zusammen mit ihrem Ehemann Amir, der im Marketing-Bereich der Smart-Home-Firma tätig ist, führt Emma ein Leben, das von Innovation und Komfort geprägt ist. Doch nicht nur die Erwachsenen sind von den Vorzügen der Technik fasziniert. Auch ihr Sohn Malik ist ein begeisterter Anhänger der digitalen Welt und begeistert sich für Videospiele und die unendlichen Möglichkeiten des Streamings.


Der Film Journalist: Wie ist das Verhältnis von Emma Turgut zu ihrem Mann und ihrem Sohn?


Emily Cox: „Erst einmal glaube ich, dass Emma es seit diesem Fall, wegen dem sie die Belastungsstörung hat, nicht so gut geht, weswegen sie nicht so in der Lage ist, so da zu sein wie sie sonst eigentlich fähig wäre, für ihr Kind und für ihren Mann. Sie hat trotzdem eine große Nähe zu ihrem Sohn, und sie kennt diese Welt einfach nicht so richtig, was diese Streaming-Welt ist, wie es so vielen Eltern heutzutage geht, dass ihre Kinder Sachen im Netz machen, wo sie eigentlich gar keine richtige Ahnung von haben. [Emma] versucht das ein bisschen zu verstehen, nach und nach etwas zu lernen, in was für einer Welt er sich da eigentlich aufhält, aber erst mal ist es für sie das große Unbekannte. Zu ihrem Mann ist ihr Verhältnis eigentlich gut, aber seit diesem Fall angespannt, seit dem es ihr sehr schlecht geht.“


Interview mit Emily Cox: „Das Unperfekte macht Kunst auch manchmal schön“
Bildnachweis: © ZDF und HARDY BRACKMANN

Künstliche Intelligenz (KI) ist ein Begriff, der in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Im Wesentlichen bezeichnet KI die Fähigkeit von Maschinen und Computersystemen, Aufgaben auszuführen, die normalerweise menschliche Intelligenz erfordern würden. Dies umfasst das Lernen, Problemlösen, Spracherkennung, Entscheidungsfindung und vieles mehr.


KI-Algorithmen analysieren riesige Mengen von Daten, um Muster und Zusammenhänge zu erkennen und darauf basierend Vorhersagen zu treffen oder Aufgaben zu erledigen. Obwohl die Idee von KI oft mit Science-Fiction in Verbindung gebracht wird, ist sie bereits in vielen Bereichen unseres Lebens präsent. Von personalisierten Empfehlungsalgorithmen in Streaming-Diensten über Sprachassistenten in Smartphones bis hin zu selbstfahrenden Autos und medizinischen Diagnosesystemen - KI hat bereits Einzug in zahlreiche Branchen gehalten und verändert dort die Art und Weise, wie wir arbeiten, leben und kommunizieren.


Der Film Journalist: Wie stehen Sie denn selbst zur künstlichen Intelligenz?


Emily Cox: „Ich bin grundsätzlich nicht negativ gegenüber Technik eingestellt. Ich glaube, all diese Dinge können so oder so genutzt werden, und es ist wichtig, mit welcher moralischen Haltung man diese Dinge benutzt. Aber für mich hört es da auf, wo zwischenmenschliche Beziehungen ersetzt werden sollen. Also, wenn es wie in unserem Film eine Therapie-App gäbe, fände ich das im echten Leben sehr schwierig, weil ich glaube, Therapien in erster Linie davon leben, dass es zwischen Therapeut und Klient oder Klientin eine zwischenmenschliche Beziehung gibt, und das lässt sich durch eine Maschine niemals ersetzen.


Interview mit Emily Cox: „Das Unperfekte macht Kunst auch manchmal schön“
Bildnachweis: © ZDF und HARDY BRACKMANN

Also, ich glaube, ab dem Zeitpunkt, wo es um zwischenmenschliche Beziehungen geht, finde ich das sehr schwierig, weil es einfach technische Unterstützungen sein sollen, wie beispielsweise, man tippt eine Einkaufsliste ins Handy. Da finde ich es egal, ob es jetzt im Handy ist oder auf dem Papier.


Mit ChatGPT beschäftige ich mich jetzt seit sehr kurzer Zeit, das finde ich zurzeit einfach amüsant. Ich habe letztens ChatGPT gefragt: `Erzähl mir einen Witz.´ Und da finde ich total spannend, dass es das gar nicht kann. Also, es scheint überhaupt keinen Humor zu haben, das, was da herauskommt, ist unglaublich unlustig, was ich aber auch ein bisschen beruhigend fand, weil Humor auch etwas zutiefst Menschliches ist, wie Gefühle, und das glaube ich, kann keine Maschine je nachmachen und selber fühlen sowieso nicht, weil sie ja quasi über Algorithmen gucken, welches Wort nach welcher Anfrage passt. Also, sie verstehen ja nicht, was sie da ausspucken.“


Interview mit Emily Cox: „Das Unperfekte macht Kunst auch manchmal schön“
Bildnachweis: © ZDF und HARDY BRACKMANN

Der Film Journalist: Die Leitfrage in „Unsichtbarer Angreifer“ ist ja, wie viel Technik in unser Leben soll und darf und ab wann sie übergriffig wird. Wie würden Sie diese Frage denn beantworten?


Emily Cox:Ich finde es sehr schwierig, wenn es beim Drehbuchschreiben und in der Kunst generell eingesetzt würde, weil bereits teilweise Lieder durch künstliche Intelligenz gemacht werden und das finde ich sehr schwierig. Denn auch wenn es möglich ist, gewisse Muster zu kopieren, ist die Essenz, die es dann berührend macht, das Menschliche, das Echte, die Gefühle – und dahin wird künstliche Intelligenz hoffentlich nach niemals gelangen. Das ist vielleicht auch manchmal ganz gut, denn das Unperfekte macht Kunst auch manchmal schön, weil Leute mal doch ein ganz bisschen falsch singen, gerade bei Popmusik. Das fände ich total schade. Wo ich es jedoch gut fände, ist zum Beispiel, wenn Menschenleben gerettet werden, also wenn KI in der Medizin eingesetzt wird und Menschen dadurch das Leben gerettet wird, sie besser genesen können. Das finde ich toll, wenn das der Fall ist.“


Der Film Journalist: Sie haben ja „Unsichtbarer Angreifer“ in einem echten Smart Home mit einem Roboter gedreht. Wie waren diese Dreharbeiten?


Emily Cox: Der Roboter war einer der kompliziertesten Kollegen, die ich je hatte, aber sehr oft hat er auch sehr gut funktioniert. Er kann gehen, sich fortbewegen und reden. Das war sehr lustig, weil das so unfassbar süß aussah, dass wir uns gleich alle in ihn verliebt haben, weil er wirklich wahnsinnig putzig ist. Da haben die Regisseurin [Martina Plura] und ich teilweise Tränen gelacht, weil er dann teilweise ganz andere Sachen gemacht hat als er eigentlich sollte und er in einer ernsten Szene plötzlich angefangen hat, sich wie wild zu drehen und noch ein Wort wiederholen konnte. Das war sehr lustig – er ein sehr süßer Kollege, der aber nicht ganz unkompliziert war, ein bisschen eine Diva, würde ich sagen.“


Interview mit Emily Cox: „Das Unperfekte macht Kunst auch manchmal schön“
Bildnachweis: © ZDF und Monika Plura

Inszeniert wurde „Unsichtbarer Angreifer“ von den Zwillingsschwestern Martina und Monika Plura. Martina führte Regie, während Monika sich um die Kameraarbeit kümmerte. Bereits im zarten Alter von elf Jahren begannen die Schwestern ihre filmische Reise und produzierten anfänglich Horrorfilme. Doch ihr Schaffen wandelte sich im Laufe der Zeit, und zuletzt konzentrierten sie sich vermehrt auf humorvolle Stoffe. Mit „Unsichtbarer Angreifer“ kehren sie nun zu ihren Wurzeln zurück und präsentieren einen Psychothriller über künstliche Intelligenz.


Der Film Journalist: Wie würden Sie die Zusammenarbeit mit den Plura-Zwillingsschwestern beschreiben?


Emily Cox: „Unendlich schön, also es war eine total tolle Begegnung mit Martina und Mo [Monika Plura], wir haben jetzt auch inzwischen nochmals miteinander gedreht und werden hoffentlich noch ganz viele weitere Projekte miteinander machen, weil sie die Gabe haben, eine so unfassbar gute Energie am Set zu erzeugen, was dann dazu führt, dass alle wirklich mithelfen, alle wirklich Lust darauf haben. Und obwohl es am Set immer Zeitdruck gibt, es immer stressig ist, sind sie die entspanntesten Menschen, die ich kenne. Sie gehen immer mit so einem Humor an die Sache ran. Also wirklich ein Traum – einer der besten Zusammenarbeiten, die ich je hatte, und ich möchte sie auf jeden Fall weiterführen, weil ich die wirklich super finde, die beiden.“


Neben Emily Cox übernimmt Denis Moschitto die männliche Hauptrolle des Amir Turgut in „Unsichtbarer Angreifer“. Moschitto porträtiert einen Mann, der trotz seiner Arbeit in der Marketingabteilung eines Technologieunternehmens, das Smart Homes mit künstlicher Intelligenz entwickelt, technologischen Neuerungen mit einer gewissen Skepsis begegnet.


Interview mit Emily Cox: „Das Unperfekte macht Kunst auch manchmal schön“
Bildnachweis: © ZDF und Hardy Brackmann

Der Film Journalist: Wie war die Zusammenarbeit mit Dennis Moschitto?


Emily Cox: „Total schön, denn Denis ist ein total sensibler Mann und Schauspieler, der auch einen sehr ähnlichen Filmgeschmack hat wie ich und einen sehr ähnlichen Schauspielgeschmack. Er ist einfach ein sehr angenehmer Kollege, der ein großes Feingefühl besitzt und nicht laut herumtrampelt.“


Der Film Journalist: Warum sollte man sich den Film unbedingt ansehen und auf gar keinen Fall verpassen?


Emily Cox: „Man sollte sich diesen Film unbedingt anschauen, wenn man Lust hat auf eine tiefe Geschichte, die aber trotzdem mit Leichtigkeit erzählt wird und wenn man Lust hat nachzudenken, aber auch Spaß zu haben und einen schönen Fernsehabend zu haben.“


Am 13. Mai 2024 wird „Unsichtbarer Angreifer“ zur Primetime um 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt, jedoch kann man den Psychothriller bereits jetzt in der ZDFmediathek abrufen.



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