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"Ich sehe, dass in der Branche etwas passiert" - Nilam Farooq im Interview zu "Contra"

Aktualisiert: 15. Juli

Am 28. Oktober kommt der neue Sönke Wortmann Film ins Kino, der Welten aufeinander prallen lässt und wie Hauptdarstellerin Nilam Farooq meint, kann sie nach der Arbeit am Film „Contra“ viel „schöner“ streiten...

Das war eine fremdenfeindliche Bemerkung zu viel: Professor Richard Pohl (Christoph Maria Herbst) droht von seiner Universität zu fliegen, nachdem er die Jura-Studentin Naima Hamid (Nilam Farooq) in einem vollbesetzten Hörsaal beleidigt hat. Als das Video viral geht, gibt Universitätspräsident Alexander Lambrecht (Ernst Stötzner) seinem alten Weggefährten eine letzte Chance: Wenn es dem rhetorisch begnadeten Professor gelingt, die Erstsemestlerin

Naima für einen bundesweiten Debattier-Wettbewerb fitzumachen, wären seine Chancen vor dem Disziplinarausschuss damit wesentlich besser. Pohl und Naima sind gleichermaßen entsetzt, doch mit der Zeit sammelt die ungleiche Zweckgemeinschaft erste Erfolge – bis Naima erkennt, dass das Multi-Kulti-Märchen offenbar nur einem Zweck dient: den Ruf der Universität zu retten.


Ich habe Nilam Farooq einige Fragen gestellt und mit ihr über weiße Männer, Alltagsrassismus und die Besonderheit an „Contra“ gesprochen:


Der Film Journalist: In „Contra“ gibt es den Professor Richard Pohl, der anfangs eine sehr veraltete Haltung an den Tag legt, die man leider noch immer viel zu oft findet. Doch die Figur von Christoph-Maria Herbst wandelt sich im Laufe des Films und zeigt, was man durch miteinander Reden alles erreichen kann. Was hat Sie an der Geschichte am

meisten gereizt und sollte man gerade aktuell wieder viel mehr miteinander reden?

Nilam Farooq: Ich persönlich fand es extrem wichtig, dass dieser Film gemacht wird. Er behandelt große Probleme unserer Gesellschaft: Vorurteile, Hierarchien und

Alltagsrassismus. Abgesehen davon, war es aber natürlich auch eine große Ehre und

Freude mit Sönke Wortmann und Christoph Maria Herbst zu arbeiten.

Und selbstverständlich sollten wir miteinander reden, immer. Jeder kommt im Leben

hoffentlich relativ früh auf den Trichter, dass Kommunikation der Schlüssel zu so vielem ist.

Ich finde, wir sollten dieses Werkzeug sinnvoll und gut nutzen.


Der Film Journalist: Was haben Sie bei der Entstehung von „Contra“ über das Debattieren dazugelernt?


Nilam Farooq: Ich wusste bis dato überhaupt nicht, dass das Debattieren als richtiger Wettkampfsport betrieben wird. Ich war total fasziniert davon, in diese Welt abzutauchen. Debattieren ist einfach ausgedrückt eine Art Streit, der mit Respekt, Eloquenz, Anstand, Argumenten und Regeln geführt wird. Ich habe einige dieser Regeln nun sogar für mich selber in meine Streitkultur übernommen. Ich glaube, ich streite „schöner“ seit ich mehr über das Debattieren weiß.



Der Film Journalist: Ihre Rolle wird in „Contra“ von Professor Richard Pohl rassistisch beleidigt und bekommt auch sonst Alltagsrassismus zu spüren. Haben Sie selbst schon einmal solche oder ähnliche Anfeindungen erlebt?


Nilam Farooq: Solche krassen Anfeindungen habe ich zum Glück noch nicht erlebt.

Da kann ich aber nur von mir persönlich sprechen, denn man kann ja leider nicht abstreiten, dass so etwas und auch Schlimmeres im Jahr 2021 immer noch tagtäglich passiert. Alltagsrassismus ist hingegen etwas, das ich leider gut kenne.


Bildnachweis: © 2020 Constantin Film Verleih GmbH



Jurastudentin Naima Hamid (Nilam Farooq, l.) kommt zu spät zu ihrer Vorlesung bei Prof. Dr. Richard Pohl (Christoph Maria Herbst, r.) und bekommt seinen Ärger zu spüren.



Der Film Journalist: 2016 haben Sie einmal in einem Interview bei der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung gesagt, dass Sie es großartig fänden, wenn ihr Migrationshintergrund mal in einer Rolle keine Rolle spielen würde; und erst vor kurzem meinten Sie gegenüber GQ, dass es ein falscher und veralteter Gedanke sei, dass das Publikum das so will. Hat sich etwas geändert?


Nilam Farooq: Ich sehe, dass in der Branche etwas passiert und das ist schön. Wir hängen allerdings auch noch ganz schön hinterher. Ich begrüße die positiven Veränderungen und unterstütze sie, bin aber gleichzeitig noch etwas skeptisch ob der Nachhaltigkeit. Ich hoffe einfach, dass die Veränderungen langlebig sind, eine neue Norm ergeben und nicht in ein paar Monaten verdrängt oder vergessen werden. Ich selbst spiele weiterhin häufiger eine Figur mit Migrationshintergrund, als eine ohne.


Der Film Journalist: Warum sollte man sich „Contra“ ansehen?

Nilam Farooq: Contra ist ein extrem unterhaltsamer Film, der sich mit Humor und Ironie einem sehr schweren Thema nähert. Er ist extrem kurzweilig und es wird jede Emotion bedient, ohne es zu übertreiben. Ich glaube sogar, dass jeder dabei etwas lernen kann. All das mal ganz abgesehen davon, dass die Leute hoffentlich nach dieser lagen Zeit ohne Kino extrem viel Lust auf Kino haben. Kino ist sowas wunderbares. Ich kann wirklich jedem mein Herzensprojekt „Contra“ von Herzen ans Herz legen!


Contra“ kommt am 28. Oktober 2021 in die Kinos.

Bildnachweis: © 2020 Constantin Film Verleih GmbH

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