Gijs Naber, der in der aufwändigen Nibelungenlied-Verfilmung „Hagen – Im Tal der Nibelungen“ die titelgebende Hauptfigur Hagen von Tronje verkörpert, spricht im Interview über die Neuinterpretation, seine Rolle und warum Hagen von Tronje hier nicht der Bösewicht aus der Sage ist.
Das Nibelungenlied zählt zu den bedeutendsten Epen der deutschen Literatur und hat über Jahrhunderte hinweg inspiriert. Die Sage, die sich um Liebe, Macht und Verrat dreht, wird nun in einer neuen, bildgewaltigen Filmadaption neu lebendig. Regie führen Cyrill Boss und Philipp Stennert, die die tragischen und komplexen Charaktere der Nibelungensage ins 21. Jahrhundert transportieren. Die Besonderheit dieser Adaption wird bereits im Titel deutlich; hier wird nicht die Geschichte aus der Perspektive des blonden Jünglings Siegfried erzählt, sondern die des Antagonisten aus der Sage, Hagen von Tronje
Verkörpert wird diese vielschichtige Figur von dem niederländischen Schauspieler Gijs Naber. Im Interview erzählt Gijs Naber, wie er das erste Mal mit dem Nibelungenlied in Berührung kam, warum er die aufwändigen Dreharbeiten wie ein Trainingslager empfand und was er am meisten an der Figur Hagen von Tronje mag.
Der Film Journalist: Wann hast du das erste Mal vom Nibelungenlied gehört?
Gijs Naber: Ich kannte die Sage schon ein bisschen, weil ich einige Wagner-Opern gesehen habe, aber mir war nicht bewusst, wie tief sie in der deutschen Kultur verankert ist. Durch das Drehbuch habe ich mehr darüber erfahren. Besonders spannend fand ich, dass unser Film die Geschichte anders erzählt, aus Hagens Sicht. Er wird oft als Bösewicht gesehen, aber hier zeigen wir, dass er das nicht ist. Er ist eigentlich ein guter Kerl.
Der Film Journalist: In „Hagen – Im Tal der Nibelungen“ spielst du Hauptrolle Hagen von Tronje, eine Figur, die durch diese Neuinterpretation des Nibelungenliedes eine völlig neue Perspektive erhält. Wie würdest du ihn beschreiben, was zeichnet Hagen von Tronje aus?
Gijs Naber: Hagen ist der Familie und dem König gegenüber sehr loyal, aber er hat Schwierigkeiten, mit seinen eigenen Gefühlen umzugehen. Er ist wie ein Fels, der in seinen Emotionen feststeckt und sie nicht verarbeiten kann. Diese innere Blockade macht ihm zu schaffen, aber seine Loyalität steht immer an erster Stelle. Was mir an der Figur besonders gefallen hat, ist seine stille, nachdenkliche Art. Er nimmt alles in sich auf, redet wenig und kämpft damit, dass er immer anderen gegenüber loyal ist, aber nicht sich selbst. Er stellt sich selbst zurück, und das kann gut sein, aber manchmal muss man auch an sich selbst denken. Wenn man das nicht tut, merkt man es oft erst, wenn es schon zu spät ist.
Der Film Journalist: Hagen von Tronje steht in der Geschichte zwischen Kriemhild und Siegfried. Doch wie ist sein Verhältnis zu den beiden?
Gijs Naber: Kriemhild ist die Tochter des zweiten Königs im Film, König Dankrat, der Hagen einst in seine Familie aufgenommen hat. Das Verhältnis zwischen Hagen und Kriemhild ist besonders, denn er ist mit ihr und den anderen Kindern dort aufgewachsen. Doch obwohl er ein Teil der Familie ist, weiß er, dass er nicht wirklich dazugehört. Er sieht, dass Kriemhild in dieser konservativen, altmodischen Familie gefangen ist und dass sie mehr ist als nur die Tochter des Königs. Sie ist intelligent und hat ein gutes Herz, und Hagen erkennt das. Mit Siegfried hingegen hat Hagen ein anderes Verhältnis. Siegfried kommt wie ein Rockstar daher, und alle sind von ihm begeistert. Hagen spürt, dass er nicht nur eine Bedrohung für seine eigene Stellung ist, sondern auch für die Sicherheit der Familie.
Der Film Journalist: Wie hast du dich auf diese Neuinterpretation des Nibelungenliedes und Hagen von Tronje vorbereitet?
Gijs Naber: Bevor ich die Rolle gespielt habe, musste ich mich intensiv mit der Nibelungensage und dem Drehbuch auseinandersetzen. Wir hatten das Glück, vor den Dreharbeiten viel Zeit zu haben, um die Szenen zu proben und die Beziehungen zwischen den Charakteren zu vertiefen. Die Proben haben uns sehr geholfen, die Dynamik und die Handlung zu verstehen. In Tschechien hatten wir etwa eineinhalb Monate Zeit zur Vorbereitung, in der wir uns gut kennengelernt haben. Besonders die Freundschaft zu Jannis hat sich in dieser Zeit entwickelt, weil wir viel Zeit miteinander verbracht haben. Es war toll, mit ihm und dem gesamten Team zu arbeiten. Es war nie langweilig, und auch die Arbeit am Set war eine großartige Erfahrung. Wir haben nicht nur die Dialoge durchgearbeitet, sondern auch viele körperliche Proben gemacht. So gibt es einen großen Kampf im Film. Die Choreografie war fast wie ein Tanz, und es hat viel Spaß gemacht, das alles zu lernen. Die Dreharbeiten waren wie ein Trainingslager, sowohl körperlich als auch geistig.
Der Film Journalist: Gründe, warum man „Hagen – Im Tal der Nibelungen“ sehen sollte, gibt es sicher viele, aber warum findest du persönlich, sollte man den Film jetzt im Kino auf der großen Leinwand sehen und auf gar keinen Fall verpassen?
Gijs Naber: Was diesen Film so besonders macht, ist, dass die meisten Leute glauben, die Nibelungensage zu kennen, aber diese Geschichte bietet eine neue Perspektive. Das Publikum wird überrascht sein, was passiert. Jeder hat seine Rolle perfekt gespielt, und ich denke, das Besondere an diesem Film ist, dass er eine bekannte Geschichte auf eine völlig neue Weise erzählt. Man glaubt, die Saga zu kennen, aber am Ende wird man doch überrascht.
„Hagen – Im Tal der Nibelungen“ startet am 17. Oktober 2024 in den Kinos.
Sieh jetzt den Trailer zu „Hagen – Im Tal der Nibelungen“:
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