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„Deshalb schaut meine Mutter „Marie Brand“ lieber als einen Tatort“: Alexandra Finder im Interview

Seit dem 26. Januar ist die große Jubiläums-Folge der beliebten Krimi-Reihe „Marie Brand“ in der ZDF Mediathek abrufbar. Am 18. Dezember 2008 wurde die erste Episode der Reihe ausgestrahlt und inzwischen hat die Krimi-Reihe ein Millionen-Publikum. Über acht Millionen Menschen sahen so die letzten Folgen. Nun kommt es zu einem Jubiläum, dem 30. Fall:


Der renommierte Anästhesist Raimund Weirath wird leblos in der Raucherecke eines Hospitals gefunden. Die Leiche weist Spuren einer Schlägerei auf, für die es aber keine Zeugen gibt.

Der potenzielle Nachfolger des Toten in der Klinik ist Florian Groth und für Marie Brand kein Unbekannter: ein ehemaliger Liebhaber. Von ihm erhalten die Kommissare den Hinweis, dass der Tote zuletzt mit einer heiklen Aufgabe betraut war: Jessica, die Tochter des ehemaligen Profiboxers Joe Krämer, liegt nach einer verunglückten Vollnarkose im Koma und wurde für hirntot erklärt; Groth sollte die Eltern über den hoffnungslosen Zustand des Kindes informieren und um die Freigabe für eine Organspende bitten.


Am Bett des jungen Mädchens treffen Marie und Simmel die Mutter Sybille Krämer und stellen fest, dass sie weder über den Hirntod ihrer Tochter informiert ist noch der Organspende zugestimmt hat. Außerdem erfährt das Ermittler-Duo, dass sich Sybilles Exmann Joe im offenen Vollzug befindet und gerade auf dem Weg zurück in seine Zelle sei.


Sybille Krämer wurde verkörpert von Alexandra Finder, mit der ich nun kurz vor der Ausstrahlung über den kommenden Jubiläums-Fall „Marie Brand und der überwundene Tod“ gesprochen habe. Im Interview erzählt Alexandra Finder über ihre Figur Sybille Krämer, warum diese eine sehr starke Person ist und über sozial relevante Themen in Krimis...


Bildnachweis: © ZDF und Guido Engels


Alexandra Finder hat schon in den allermeisten deutschen Krimi-Reihen mitgewirkt, ob in der prestigeträchtigen „Tatort“-Reihe, „SOKO München“, „SOKO Köln“, „SOKO Leipzig“, „Der Staatsanwalt“, „Ein starkes Team“ oder aber auch „Polizeiruf 110“ - doch in einer großen Krimireihe war sie bisher noch nicht dabei: Der Reihe um die Polizistin „Marie Brand“, doch in der kommenden Jubiläumsfolge ist sie nun dabei.


Der Film Journalist: Wenn man wie Sie schon so viele Krimi-Reihen kennengelernt hat, was ist bei der „Marie Brand“-Reihe anders?


Alexandra Finder: Ich würde „Marie Brand“ näher zur Tatort-Reihe zählen, was die Strukturen betrifft. Wie beim Tatort spielt auch das Verhältnis zwischen den Ermittler:innen eine Rolle. Ich glaube, die Zuschauer:innen mögen an „Marie Brand“ vor allem auch das Verhältnis zwischen Marie und Simmel. Es hat eine sehr humorvolle Ebene, die trotz der ernsthaften Fälle sehr gut funktioniert und vielleicht im Gegensatz zum Tatort die Schwere und Düsternis der Verbrechen auffängt. Ich denke, deshalb schaut meine Mutter "Marie Brand" lieber als einen Tatort.



Sybille Krämer hat eine Tochter namens Jessica, die im Koma liegt. Ihr Zustand ist hoffnungslos, doch Sybille will sie nicht aufgeben. Außerdem ist ihr Exmann Joe im offenen Vollzug. Keine leichte Lebenslage, doch sie erdrückt diese schwerwiegende Situation nicht. Sie ist trotz all dessen eine starke Person!


Alexandra Finder: Es war eine wunderbare Zusammenarbeit mit der Regisseurin Judith Kennel, mit der ich das erste Mal gedreht habe. Wir wollten von vornherein Sybilles Stärke in den Vordergrund stellen und von den Augenblicken der Verzweiflung, die es natürlich gibt, abgrenzen. Sybilles Geschichte und das Schicksal ihrer Tochter sind ein eigener Erzählstrang. Sybille grenzt sich von den Ermittlungen ab, sie interessieren sie nicht und versucht ihre Tochter zu schützen. Sie ist eine liebevolle Mutter, die sehr klar ist. Ihre Stärke ist in vielen Szenen deutlich erkennbar, die ich hier nicht schildern kann, weil ich dann zu viel verraten würde. Letzten Endes ist ihr Ex-Mann und Vater ihrer Tochter nicht unterstützend und sie trägt die Last mit geraden Schultern alleine.


Joe, der sich wie angesprochen im offenen Vollzug befindet, sollte sich eigentlich wieder in der Zelle einfinden. Dort kommt er aber nie an und rückt somit in den Focus der weiteren Ermittlungen. In deren Verlauf erfährt Marie, dass es zwischen Florian Groth und seinem Vorgesetzten Streit um den Fall Jessica gab. Ein Mordmotiv?


Das verhärtet sich gegen Weiruths Nachfolger durch die Aussage einer Zeugin: Sie will einen Mann im weißen Kittel bei dem toten Arzt gesehen haben.


Eine völlig neue Spur liefert die Obduktion des Toten. In seiner Luftröhre finden sich getrocknete Farbreste. War der Mann im weißen Kittel vielleicht kein Arzt, sondern der Malermeister Stefan Fassbender, der zum gleichen Zeitpunkt ebenfalls im Hospital war? Auch der Handwerker hatte ein Kind verloren, das er und seine Frau nach einem Gespräch mit Weirath für die Organspende frei gegeben hatten. Der Schicksalsschlag hat ihn wie die ganze Familie tief traumatisiert, aber auch zu einem Mord verleitet?


Der Film Journalist: Wie sollte man entscheiden, wenn ein Mensch keine Überlebenschancen hat und wann ist ein Mensch eigentlich Tod - dieser Thematik widmet sich der Film. Welche Bedeutung hat die Geschichte für Sie persönlich?


Alexandra Finder: Ich möchte dazu von einem Bild erzählen, dass so nicht im Drehbuch stand, was wir gefilmt haben, die der Pietà nachempfunden wurde. Ich habe eine Tochter und normalerweise kann ich mein privates Leben von den Schicksalen meiner Rollen ganz gut trennen, aber bei "Marie Brand“ hatte ich besonders das Gefühl, wie glücklich ich mich schätzen kann, nicht das durchmachen zu müssen, was meine Figuren erleben. Da würde ich mir doch manchmal wünschen, Filmemacher:innen hätten das Vertrauen in mich, dass ich auch komödiantisch sein kann. Das Thema Organspende ist sehr sensibel und auch komplex. Sie rettet Leben! Menschen, die sich persönlich bereichern und der Missbrauch zerstören das Vertrauen und sind ein großes Problem. Durch Recherchen bin ich auch auf negative Erfahrungen mit der Organspende gestoßen, die Menschen schildern. „Marie Brand“ setzt sich mit dieser Komplexität von Organspende auseinander.


Bildnachweis: © ZDF und Guido Engels



Der Film Journalist: Ein Krimi mit fiktiver Geschichte – jedoch werden gerade in dieser Folge sozial relevante Themen heineingeflochten. Sollte es so etwas mehr geben, dass in Unterhaltungsserien wie es „Marie Brand“ ist, auch öffentlich diskutierten, sozialen Fragen aus der Realität nachgegangen wird?


Alexandra Finder: Ich sehe eigentlich in den meisten Krimis bei uns sozial relevante Themen eingeflochten. Ich drehte oft Krimis mit dem Thema Femizid, aber auch sozial an den Rand gedrängte Menschen. Sehe diese Themen auch in anderen Krimis. Obdachlosigkeit wurde letztens mehrmals thematisiert. Wichtig ist für mich aus welcher Perspektive diese Geschichten erzählt werden und da kann durchaus Kritik geübt werden wie unlängst auch medial diskutiert wurde über Filme mit dem Thema Femizid.


Der Film Journalist: Warum sollte man sich „Marie Brand und der überwundene Tod“ anschauen?


Alexandra Finder: Ich bin natürlich sehr gespannt auf die Folge, weil ich sie selber noch nicht gesehen habe. Es ist immer spannend zu sehen, wie die Bilder, die beim Lesen des Drehbuchs und beim Drehen in meinem Kopf entstehen, nochmal völlig anders sind, wenn ich dann den Film sehe. Auch die anderen Erzählstränge erlebe ich völlig neu. Und dann ist es interessant, wie das Thema der Folge sich über die einzelnen Szenen ausbreitet und in Erscheinung tritt. Ich freue mich darauf!

Der Krimi „Marie Brand und der überwundene Tod“ ist bereits jetzt komplett in der ZDF Mediathek abrufbar. Am Mittwoch, 2. Februar 2022, 20.15 Uhr wird der 30. Fall der „Marie

Brand“-Reihe im ZDF ausgestrahlt.


Bildnachweis: © ZDF und Guido Engels


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